Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Duftsstoffe des Sandelholz hemmt Tumorwachstum bei Blasenkrebs

Freitag, 1. Juni 2018 – Autor:
Bochumer Forscher haben in der menschlichen Blase einen Duft-Rezeptor gefunden, der für die Therapie und Diagnose von Blasenkrebs nützlich sein könnte. Er reagiert auf Sandelholz - und hemmt das Tumorwachstum.
sandelholz, sandelholzöl

Blasenkrebs-Zellen reagieren auf Duftstoffe des Sandelholz' – Foto: ©amy_lv - stock.adobe.com

Bochumer Forscher haben in der menschlichen Blase einen Duft-Rezeptor gefunden, der für die Therapie und Diagnose von Blasenkrebs nützlich sein könnte. Das Team um Prof. Hanns Hatt und Dr. Lea Weber vom Lehrstuhl für Zellphysiologie der Ruhr-Universität Bochum wies in Laborstudien nach, dass dieser Rezeptor in Blasenkrebsgewebe häufiger vorkommt als in gesundem Blasengewebe. Er reagiert auf Sandelholz.

Der Rezeptor-Überschuss war auch in Urinproben von Patienten nachweisbar. Diese Entdeckung könnte eines Tages auch eine Krebs-Diagnose anhand von Urinproben ermöglichen.

Duftsstoffe des Sandelholz hemmt Tumorwachstum bei Blasenkrebs

Der Duftrezeptor im Blasengewebe trägt die Bezeichnung OR10H1. Die Bochumer Forscher zeigten, dass er auf Sandelholz-Duftstoffe wie zum Beispiel Sandranol reagiert. Nach Zugabe von Sandranol, aber auch von Santanol, dem Hauptbestandteil des natürlichen Sandelholzöls, veränderten die Blasenkrebszellen ihre Form.

Die Krebszellen wurden runder. Außerdem teilten sie sich seltener und waren weniger beweglich. "In unseren Zellkulturstudien konnten wir das Tumorwachstum mit Sandelholzduft signifikant hemmen", sagt Hanns Hatt. Dieser Effekt wurde dadurch verstärkt, dass die Rezeptor-Aktivierung sogenannte Interleukine und das Energiespeichermolekül ATP freisetzt und dadurch natürliche Killerzellen des Immunsystems im Gewebe anschaltet.

Bauanleitung des Duft-Rezeptors im Urin gefunden

Das Team analysierte auch, ob sich der Rezeptorüberschuss im Blasenkrebsgewebe im Urin bemerkbar macht. Dort fanden die Wissenschaftler RNA-Spuren, sozusagen die Bauanleitungen, des Rezeptors – und zwar vermehrt in Urinproben von Blasenkrebspatienten im Vergleich zu Proben von gesunden Menschen.

Der Sandelholz-Rezeptor könnte damit nicht nur die Therapie des Blasenkrebs erleichtern. "OR10H1 könnte sich also sogar als Biomarker eignen, um Blasenkrebs anhand von Urinproben zu diagnostizieren", folgert Privatdozent Dr. Burkhard Ubrig von der Klinik für Urologie in der Augusta-Krankenanstalt Bochum.

Duftrezeptor könnte auch als Biomarker für Brustkrebs nützlich sein

In der Zeitschrift "Frontiers in Physiology" beschreibt das Team der Ruhr-Universität die Ergebnisse gemeinsam mit Kollegen der Augusta-Kliniken Bochum und der Universitätsklinik Düsseldorf. In einer ähnlichen Studie, publiziert im Februar 2018 in "Frontiers in Oncology", zeigten die Bochumer Zellphysiologen, dass in Brustkrebsgewebe der Duftrezeptor OR2B6 vorkommt.

In gesundem Gewebe ist er nicht vorhanden, sondern findet sich außerhalb der Nase lediglich in geringen Mengen in Lungen- und Bauchspeicheldrüsen-Krebszellen. Der Duftrezeptor OR2B6 habe daher das Potenzial, als spezifischer Biomarker für Brustkrebs Anwendung zu finden, so die Autoren.

Foto: amy_lv/fotolia.com

Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Blasenkrebs

Weitere Nachrichten zum Thema Blasenkrebs

13.07.2018

Wer in den 80er Jahren in der Gummiindustrie gearbeitet hat und heute Blasenkrebs hat, hat gute Chancen, dass dies als Berufskrankheit anerkannt wird. Das Hessische Landessozialgericht hat der Klage eines ehemaligen Arbeiters in der Gummifertigung zugestimmt.

Das Blasenkarzinom ist die zweithäufigste urologische Krebserkrankung. Jährlich erkranken in Deutschland rund 29.000 Menschen neu daran. Blut im Urin kann ein erstes Zeichen für einen Blasentumor sein. Darauf macht die Urologische Themenwoche, die am 25. Juni startet, aufmerksam.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin