Dürfen Parkinson-Patienten noch Autofahren?

Parkinson kann die Fahrtüchtigkeit einschränken – Foto: Peter Maszlen - Fotolia
Mehr als 80 Prozent aller Parkinsonpatienten haben laut einer Studie aus dem Jahr 2005 einen Führerschein und 60 Prozent davon sind aktive Autofahrer. Doch das kann mitunter gefährlich werden, denn zu den Symptomen bei einer Parkinson-Erkrankung gehören schwere motorische Beeinträchtigungen wie Zittern (Tremor) oder Bewegungsstarre, Demenz, Aufmerksamkeitsstörungen, Halluzinationen oder Sehstörungen. „Schon eines dieser Symptome reicht, um seine Fahreignung zu verlieren“, erklärt Dr. Carsten Buhmann, Ärztlicher Leiter des Bereichs Neurologie am Ambulanzzentrum des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE). Auch die Medikamente gegen Parkinson können die Fahrfähigkeit einschränken. Sie machen zum Teil müde, führen zu Schlafattacken, zum Verlust der Impulskontrolle oder fördern aggressives Verhalten.
Welche Parkinson-Patienten dürfen Autofahren?
Dennoch ist die Feststellung, welche Parkinson-Patienten noch Autofahren dürfen, nicht so einfach zu treffen, denn es gibt keinen standardisierten Test, der zuverlässige Aussagen darüber treffen kann. „Wer zum Beispiel morgens seine Medikamente einnimmt und danach kurz müde wird, kann abends durchaus fahrtauglich sein, weil die Nebenwirkungen nach einigen Stunden abnehmen“, erklärt Buhmann. „Über die Fahreignung wird immer im Einzelfall entschieden. Es gibt keine allgemein gültigen Richtlinien.“
Eigenverantwortung gefragt
Die Begutachtungs-Leitlinien zur Kraftfahrereignung der Bundesanstalt für Straßenwesen sagen aus, dass Parkinsonpatienten nur bei erfolgreicher Therapie beziehungsweise in leichteren Stadien der Erkrankungen selbst ein Auto führen dürfen. Alle ein bis vier Jahre muss ein Arzt oder Psychologe beurteilen, ob die Fahreignung bezogen auf die Krankheit noch besteht. Doch genau diese Einschätzung ist nicht so einfach. Eine wichtige Rolle können dabei die Angehörigen spielen. „Ihnen fällt schnell auf, wenn ihr Partner plötzlich unsicher fährt, zu nah an parkenden Autos entlang steuert, zu langsam reagiert oder eine rote Ampel erst spät erkennt – das sind Warnsignale“, so Buhmann.
Personen mit Parkinson sollten unbedingt mit ihrem behandelnden Arzt über die Einschränkungen beim Autofahren sprechen. Allerdings ist die Selbsteinsicht bei manchen Patienten begrenzt – „bei Männern häufiger als bei Frauen“, wie Experte Buhmann betont. Aus Angst vor dem Verlust ihrer Selbstständigkeit sprächen viele Patienten das Thema Autofahren gar nicht erst bei ihrem Arzt an. Umgekehrt hat der Arzt eine Aufklärungspflicht des Patienten, die er auch dokumentieren muss. Doch manchmal schätzen auch die Neurologen ihre Patienten aufgrund ihrer Beschreibungen fahrtüchtiger ein, als sie es sind. Daher ist in erster Linie die Eigenverantwortung des Patienten gefragt, offen mit dem Thema umzugehen.
Tiefe Hirnstimulation kann Fahrtauglichkeit bei Parkinson verbessern
Parkinsonpatienten können ihre Fahrtauglichkeit auch in Fahrschulen prüfen lassen, die speziell auf Menschen mit Handicap ausgerichtet sind. Auch der TÜV bietet solche Fahrstunden mit einem Fahrlehrer an. Über das Ergebnis der Fahrstunde herrscht Schweigepflicht. Zudem gibt es bestimmte technische Hilfsmittel, die Parkinsonpatienten das Autofahren ermöglichen, zum Beispiel ein Auto mit Automatikgetriebe. Auch breitere Bremspedale und anders angeordnete Armaturen und Sitze können die Koordination beim komplexen Vorgang „Autofahren“ verbessern.
Möglicherweise kann sich auch die Tiefe Hirnstimulation (THS) positiv auf die Fahrsicherheit und die generelle Fahrtauglichkeit von Parkinsonpatienten auswirken. In einer Studie fanden Buhmann und Mitarbeiter heraus, dass Patienten mit einem Hirnschrittmacher sicherer Auto fuhren und weniger Fehler machten als Parkinsonpatienten ohne ein Implantat. Im Vergleich zur Kontrollgruppe mit Gesunden fuhren die Patienten mit dem Hirnschrittmacher zwar langsamer und vorsichtiger, aber ähnlich sicher. „Die Aussicht auf ein besseres Autofahren ist allerdings keine Indikation für die Implantation eines Hirnschrittmachers“, betont der Neurologe.
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