Mit nur 45 Jahren ist der Jazzmusiker Roger Cicero an einem Schlaganfall gestorben. Das zeigt, dass der Hirnschlag jeden treffen kann. Junge Menschen sind zwar seltener betroffen als alte, doch 20 Prozent der jährlich 270.000 Schlaganfälle treffen Menschen unter 60. Sogar Kinder können betroffen sein. Die Selbsthilfegruppe „Schlaganfall-Kinder“ geht von 300 Fällen pro Jahr aus, wobei es sich bei einem Drittel um Kinder im Säuglingsalter handelt.
Während der Schlaganfall bei Kindern vermeintlich aus heiterem Himmel kommt, können Erwachsene durchaus Einfluss auf ihr Erkrankungsrisiko nehmen. Experten schätzen, dass etwa 70 Prozent der Schlaganfälle durch eine bessere medizinische Prophylaxe und einen gesünderen Lebensstil vermieden werden könnten. Die Risikofaktoren sind nahezu identisch mit denen für einen Herzinfarkt.
Risikofaktoren wie beim Herzinfarkt
So gehören Vorhofflimmern und Bluthochdruck unbedingt behandelt sowie Rauchen, Übergewicht, erhöhte Blutfettwert und Bewegungsmangel aus dem Lebensalltag verbannt. Auch chronische Gefäßverschlüsse der hirnversorgenden Arterien so genannte Stenosen, die etwa zehn Prozent aller Schlaganfälle verursachen, können heute therapiert werden, etwa durch einen Bypass. Daneben gehören Menschen, die bereits einen Schlaganfall erlitten haben, streng überwacht. In jedem dritten Fall handelt es sich um ein wiederholtes Ereignis.
Zumindest auf dem Gebiet der medizinischen Versorgung ist in den letzten Jahren schon einiges passiert. Nach Auskunft von Prof. Matthias Endres hat die Medizin durch eine bessere Behandlung von Gefäß- und Herzkreislauferkrankungen etliche Schlaganfälle verhindern können. „Wer früher einen Schlaganfall mit 60 bekam, bekommt ihn heute mit 80“, meint der Neurologe von der Charité. Dass die Zahl der Schlaganfälle dennoch seit Jahren gleichbleibend hoch ist, hängt mit der demografischen Entwicklung zusammen. Wo Menschen älter werden, treten zwangsläufig auch mehr Hirninfarkte auf.
Pro Minute gehen zwei Millionen Nervenzellen unter
Beim ischämischen Schlaganfall verstopft ein Blutpfropf ein Gefäß, so dass ein Teil des Gehirns nicht ausreichend mit Blut versorgt wird. Je länger diese Unterversorgung dauert, desto mehr Gehirnzellen sterben ab. Deshalb ist nicht nur die Schwere des Schlaganfalls, sondern auch die Zeit maßgeblich für die Prognose. Wissenschaftler haben ausgerechnet, dass pro Minute zwei Millionen Nervenzellen zugrunde gehen, was im Mittel pro Schlaganfall einer Alterung von 36 Jahren entspricht. Das erklärt auch, warum jeder dritte an einem Schlaganfall verstirbt und ein weiteres Drittel dauerhaft Defizite behält. Nur ein gutes Drittel kommt unbeschadet davon. Ein Schlaganfall kann aber auch durch eine Hirnblutung verursacht werden. Hierbei reißt eines der Hirngefäße und dass umliegende Gehirngewebe stirbt ebenfalls ab.
Vorboten eines Schlaganfalls
Die meisten Menschen trifft der Schlaganfall unerwartet. Manchmal treten aber Vorboten auf. Mediziner sprechen von transienten ischämischen Attacken, kurz TIA. Das sind leichte, vorübergehende Schlaganfälle, die sich nach 24 Stunden vollständig zurückbilden. Sie äußern sich in vorübergehenden Seh- Sprach oder Lähmungserscheinungen. Schlaganfallexperte Ingo Schmehl vom Unfallkrankenhaus Berlin: „Auch diese Vorboten sollten ernst genommen und sofort behandelt werden - denn häufig folgt auf eine TIA ein Schlaganfall.“
Unverzüglich 112 wählen und „Schlaganfall“ sagen
Wer also plötzliche Lähmungserscheinungen, Verwirrtheit, Sprach- oder Sehstörungen oder herabhängende Mundwinkle bei sich oder einer anderen Peron wahrnimmt, sollte unverzüglich die Notrufnummer 112 wählen und das Stichwort "Schlaganfall" sagen, rät der Experte. „Das ist die einzig richtige Maßnahme, um keine wertvolle Zeit zu verlieren.“