
Junger Geist in altem Körper: Bewegung ist neben Schlaf und sozialen Kontakten der wichtigste Faktor für die Denkleistung im Alter
Ob man sich jung oder alt fühlt, ist vor allem eine Frage des Kopfes. Doch Gehirnfunktion und Gedächtnis lassen im Alter nach. Wie man dem entgegensteuern kann, ist eine große Frage, die nicht nur die Senioren selbst beschäftigt. Auch die Forschung befasst sich damit.
Neue Erkenntnisse zu diesem Thema haben nun japanische Forscher gewinnen können. In einer Studie statteten sie 855 Senioren mit einem Armband aus, das mittels Sensoren verschiedene Aktivitäten des Lebens wie Schlaf, Gespräche und Bewegung sowie Herzfrequenz aufzeichnete. Die Daten wurden mit der Denkleistung der im Schnitt 73,8 Jahre alten Senioren verglichen. Hierfür führten die Forscher den Minimentalstatus-Test (MMST) - einen Denkleistungstest - mit den Teilnehmern durch.
Sensoren zeichnen Lebensstilfaktoren auf
Bei der anschließenden Analyse kristallisierten sich drei Faktoren heraus, die maßgeblich die Gehirnfunktion der Teilnehmer beeinflussten: Ein guter Schlaf, soziale Kontakte und die Anzahl der Schritte, also Bewegung. Diese drei Lebensstilfaktoren schienen selbst nach Herausrechnen von Risikofaktoren wie Blutdruck oder Begleiterkrankungen maßgeblich für die Denkleistung zu sein.
Die Zahl der Schritte und die Herzfrequenz ordneten die Forscher als Schutzfaktoren ein. So zeigte die Analyse, dass die Denkleistung im MMST umso höher war, je höher Schrittzahl und Herzfrequenz lagen. Ab 6.000 Schritten pro Tag und einer Herzfrequenz von 64 Schlägen pro Minute waren jedoch keine Verbesserungen mehr messbar. Bei diesen Werten war der Höhepunkt erreicht.
Zu viel Schlaf ist auch nicht gut
Was die Schlafdauer anbelangt, so zeigte sich, dass zu wenig Schlaf genauso negative Folgen hat wie zu viel Schlaf. Das Optimum lag hier bei knapp über sieben Stunden. Alles was darunter oder darüber lag, ging mit einer verminderten Denkleistung einher. Erstaunlicherweise zeigte sich dieses Muster auch bei der Dauer der Unterhaltungen. Wer mehr als fünf Stunden am Tag Gespräche führte, hatte ebensolche Einbußen bei der Denkleistung wie jene, die weniger als eine Stunde mit anderen Menschen sprachen. Am besten schnitten die Teilnehmer bei den Denkleistungstests ab, die täglich zwischen 80 und 320 Minuten Unterhaltungen führten. Nicht mehr und nicht weniger.
Bewegung, Schlaf und soziale Kontakte sind das A&O
Die Schlussfolgerung liegt nahe: Wer sich im Alter angemessen bewegt und seinen Kreislauf in Schwung hält, ausreichend, aber nicht zu lange schläft und ausgewogene soziale Kontakte pflegt, hält auch sein Gehirn auf Trab. Diese Erkenntnisse sind zwar nicht ganz neu, jedoch wurden in dieser Studie die Faktoren objektiv gemessen und nicht wie sonst üblich lediglich abgefragt. Das Gute ist, dass diese Lebensstilfaktoren beeinflussbar sind.
Die Studie „Modifiable Lifestyle Factors and Cognitive Function in Older People: A Cross-Sectional Observational Study” ist im April im Fachjournal Frontiers in Neurology erschienen.
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