Doppel-Blockade gegen Lungenkrebs
Zielgerichtete Krebsmittel wie Antikörper haben die Krebstherapie revolutioniert. Doch immer wieder schaffen es Tumore, die Wirkung der Antikörper auszuhebeln. Ein Forscherteam aus München und Zürich hat jetzt zwei neue Antikörper entwickelt, die den Krebs am Ausweichen hindern sollen. Diese Moleküle blockieren zwei Enzyme namens Carboanhydrasen 9 und 12, die solide Tumoren wie Lungen-, Brust- oder Darmkrebs zum Wachstum brauchen. Die beiden Enzyme sitzen auf der Oberfläche fast aller Tumorzellen, die bislang darauf untersucht wurden. Wahrscheinlicher Grund: Wenn solide Tumoren wachsen, leiden sie häufig unter Sauerstoffmangel, weil die Blutversorgung nicht optimal ist. Die beiden Carboanhydrasen helfen dem Krebs, mit diesem Problem umzugehen. Folglich sind sie auf den Tumorzellen in hoher Konzentration vertreten.
Chemische Reaktion wird unterbunden
Deshalb versuchen Experten seit längerem, die Enzyme mit Antikörpern auszuschalten. Bisher existierende Antikörper gegen die Carboanhydrasen 9 und 12 binden allerdings wahllos an den Molekülen. Professor Reinhard Zeidler von der Münchner Uni-Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde sowie vom Helmholtz- Zentrum München haben deshalb einen anderen Weg gewählt. Als bislang weltweit einziges Forscherteam haben sie zwei Antikörper geschaffen, die exakt das „aktive Zentrum“ der Enzyme blockieren. „Damit kann die chemische Reaktion nicht mehr ablaufen, die diese Enzyme katalysieren“, erklärt Reinhard Zeidler.
Lungentumore: in Experimenten ging das Wachstum um 80 % zurück
Demnach sei es auch extrem wichtig, beide Carboanhydrasen zu hemmen. Denn bisherige Studien hätten gezeigt, dass sich die beiden Enzyme gegenseitig aushelfen. Blockiert man eines, wird das andere umso aktiver. In bisherigen Versuchen mit Lungentumor-Zellen haben die Forscher nur den Antikörper gegen Carboanhydrase 12 eingesetzt. Das Wachstum menschlicher Lungentumoren in behandelten Mäusen ging daraufhin um bis zu 80 Prozent zurück. „Wir erwarten allerdings eine noch größere Wirkung, wenn wir jetzt beide Enzyme blockieren“, so Zeidler zum laufenden Projekt. Das deutsch-schweizerische Forschungsprojekt wird von der Wilhelm Sander-Stiftung mit rund 120.000 Euro gefördert.
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