Am Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg steht ein Führungswechsel bevor. Der langjährige wissenschaftliche Direktor Professor Otmar Wiestler verlässt das Institut und wird zum 1. September Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren in Berlin. Ein Nachfolger für Wiestler ist mit Professor Wolfgang Wick schon gefunden: Der Neurologe ist seit 2009 Direktoriumsmitglied des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg und seit 2014 Geschäftsführender Direktor der Neurologischen Klinik am Universitätsklinikum Heidelberg.
Wiestler für Wirken am DKFZ geehrt
Die Personalie wurde am 2. Juli offiziell bekannt gegeben. Am selben Tag wurde in Heidelberg eine große Abschiedsfeier für Otmar Wiestler gegeben. Zahlreiche Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft waren gekommen, um dem wissenschaftlichen Vorstand für seine Arbeit zu danken und für seine zukünftige Herausforderung als Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren alles Gute zu wünschen. Da das DKFZ zur Helmholtz-Gemeinschaft gehört, bleibt Wiestler dem Familien-Clan gewissermaßen erhalten.
"Sie haben als Impulsgeber für die Krebsforschung gewirkt und einen exzellenten Job gemacht“, betonte BMBF-Ministerialdirektorin Bärbel Brumme Bothe. Insbesondere das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg, eine gemeinsame Einrichtung des DKFZ mit dem Universitätsklinikum, habe Wiestler als erstes Comprehensive Cancer Center Deutschlands entscheidend geprägt und weiterentwickelt. Das NCT habe auch als Blaupause für das Deutsche Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK) gedient. "Ohne Sie gäbe es das DKTK nicht und vermutlich auch die Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung nicht", so die Ministerialdirektorin und Vorsitzende des DKFZ-Kuratoriums vor rund 500 Gästen. Darunter auch Wiestlers Vorgänger, der Nobelpreisträger Harald zu Hausen. Er lobte Wiestlers "Hingabe für das DKFZ und das DKTK und sein besonderes Gespür für das Wissenschaftsmanagement."
Großes Gespür für Nachwuchstalente
Otmar Wiestler hat das DKFZ seit 2004 geleitet und in der Tat einiges erreicht. Unter seiner Führung hat sich beispielsweise das Budget und Raumangebot fast verdoppelt, die Mitarbeiterzahl ist von knapp 2.000 auf über 3.000 gestiegen und neben unzähligen wissenschaftlichen wurden auch Industriekooperationen angestoßen, etwa mit Siemens und Bayer. Wiestler habe es geschafft, herausragende Nachwuchstalente anzuwerben und das DKFZ insbesondere im Bereich der Forschung zu Krebsstammzellen und Hirntumoren zu einem weltweit führenden Forschungszentrum gemacht, unterstrich Webster Cavenee, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats des DKFZ. Die Stunde des Abschieds sei ein "bittersweet moment" für ihn.
Der neue Helmholtz-Präsident wird das DKFZ weiter unterstützen
Wiestler selbst sprach von einem „bewegenden Moment“, versprach aber seinen Heidelberger Kollegen auch von Berlin aus verbunden zu bleiben. "Auch als Helmholtz-Präsident werde ich mich künftig für das DKFZ einsetzen und gerne tatkräftig dabei helfen, dass das DKFZ weiterhin der Motor der Gesundheitsforschung in Deutschland bleibt“, sagte der 58-Jährige.
Das DKFZ übergibt der Krebsforscher in erfahrene Hände. Professor Wolfgang Wick hat sich vor allem in der Hirntumorforschung einen Namen gemacht – einem besonderen Schwerpunkt des DKFZ. Gleichzeitig ist er der Inhaber des ersten Lehrstuhls für Neuroonkologie in Deutschland. Wick wird das DKFZ gemeinsam mit dem seit 1996 amtierenden Kaufmännischen Vorstand Professor Josef Puchta leiten.
„Ich bin sicher, dass das DKFZ von Wolfgang Wicks hochkarätiger wissenschaftlicher und medizinischer Expertise sowie von seinen Erfahrungen als Stratege enorm profitieren wird“, erklärte Wiestler. Diese Gewissheit erleichtere ihm den Abschied.
Abschied heißt es auch von Helmholtz-Präsident Professor Jürgen Mlynek. Er brachte Wiestlers Wirken in Heidelberg so auf den Punkt: "Es genügt nicht, zu wissen und zu wollen, man muss es auch tun."
Foto von links nach rechts: Josef Puchta, Simone Schwanitz, Otmar D. Wiestler, Bärbel Brumme-Bothe, Prof. Harald zur Hausen © DKFZ