
Die Kompressionstherapie gehört zu den wirksamen Therapien bei Lymphödem – Foto: © Adobe Stock/ tibanna79
Wenn die Lymphe nicht mehr richtig abfließt und Arm oder Bein schmerzhaft geschwollen sind, spricht man von einem Lymphödem. Vor allem Frauen sind davon betroffen. Welche nicht-medikamentösen Therapien zur Linderung des Leidens helfen können, das haben nun Wissenschaftler aus Freiburg im Auftrag des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) anhand der aktuellen Studienlage untersucht. Dabei wurden 23 Studien analysiert, in denen insgesamt mehr als zehn verschiedene Therapieverfahren evaluiert wurden.
Wirksame Therapieverfahren
Lediglich bei drei Maßnahmen fanden die Wissenschaftler „Anhaltspunkte für eine Wirksamkeit.“
Die Kompressionstherapie: Hierbei handelt es sich um enganliegende Bandagen, die Druck auf Arm oder Bein ausüben und es so den Lymphgefäßen erleichtern, die Lymphflüssigkeit abzutransportieren und die Schwellung zu reduzieren.
Kombinierte Heimprogramme bestehend aus „selbstangewendeter Lymphdrainage“, Sport, Atemübungen und Hautpflege.
Vaskularisierter Lymphknotentransfer: Bei einem operativen Eingriff werden Lymphknoten aus einer anderen Region des Körpers in die betroffene Region transplantiert.
Keine Belege für eine Wirksamkeit im Sinne der Studienendpunkte fanden die Wissenschaftler erstaunlicherweise bei der manuellen Lymphdrainage. Auch für physikalische Entstauungstherapien, der Einsatz eines Kinesiotapes, eine intermittierende pneumatische Kompression, eine Lasertherapie, Akupunktur, eine Thermotherapie und eine Eigenbluttherapie konnte keine Evidenz gezeigt werden.
Studienlage ist dünn
Doch das heißt nicht, dass zum Beispiel die manuelle Lymphdrainage durch einen Physiotherapeuten nichts bringen würde. Die mangelhaften Ergebnisse sind auch auf die Studienqualität zurückzuführen. Unter anderem wegen des hohen Verzerrungspotentials, der kleinen Studiengrößen und der Heterogenität der Studien sei die Aussagekraft der Studien sehr unsicher, schreiben die Autoren des vorläufigen HTA-Berichts (Health Technology Assessment.) Bis zum 9. September nimmt das IQWiG Stellungnahmen zum Bericht entgegen - auch von Privatpersonen und Betroffenen.
Lymphödeme treten am häufigsten bei Frauen auf, die wegen einer Brustkrebs-Erkrankung operiert oder bestrahlt worden sind. Doch auch Menschen, die wegen einer anderen Krebsart operiert worden sind, können hiervon betroffen sein. Sehr selten tritt ein Lymphödem aufgrund von anderen Ursachen auf.