Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Diese Ernährung stärkt das Immunsystem

Montag, 6. Juli 2020 – Autor:
Starkes Übergewicht und Mangelernährung sind zwei Risikofaktoren für eine schwere Infektion mit dem Coronavirus. Ein Ernährungsmediziner erklärt, mit welcher Ernährung man das Immunsystem stärken kann.
Eine pflanzliche Ernährung wirkt eher entzündungshemmend, tierische Produkte haben dagegen eine leicht entzündungsfördernde Wirkung

Eine pflanzliche Ernährung wirkt eher entzündungshemmend, tierische Produkte haben dagegen eine leicht entzündungsfördernde Wirkung

Es sind nicht nur alte und vorerkrankte Menschen, die schwer an COVID-19 erkranken. Mittlerweile kristallisiert sich heraus, dass starkes Übergewicht (Adipositas) ein weiterer Risikofaktor für einen schweren Krankheitsverlauf  ist. Eine aktuelle Studie aus New York zeigt beispielsweise, dass ein als BMI von 30 kg/m2 und darüber das Risiko verdoppelt in eine Klinik oder auf eine Intensivstation aufgenommen zu werden – und das bei Menschen unter 60 Jahren. Bei einem BMI ab 35 kg/m2 war das Risiko sogar um das 3,6-fach erhöht, auf eine Intensivstation zu kommen. Ähnliches zeigte auch eine Analyse der Uniklinik der RWTH Aachen: COVID-19-Patienten mit akutem Lungenversagen (ARDS) wiesen häufig eine Adipositas auf. Fast täglich erscheint eine neue Studie, die ähnliche Befunde zeigt.

Ein starkes Immunsystem ist ein gewisser Infektionsschutz

Viele Menschen fragen sich nun, ob man eine COVID-19-Infektion durch eine bessere Ernährung oder Vitaminzusätze verhindern oder abschwächen kann. Diese Frage kann die Wissenschaft im Moment nicht wirklich beantworten, weil Studien fehlen. Doch generell kann man davon ausgehen, dass ein starkes Immunsystem besser gegen Infektionen aller Art gewappnet ist.

Hans Hauner, Professor für Ernährungsmedizin am Else Kröner-Fresenius-Zentrum (EKFZ) für Ernährungsmedizin an der Technischen Universität München (TUM), erklärt in seinem Buch „Wie ernähre ich mich am besten in Zeiten der Corona-Pandemie? COVID-19 und Ernährungsmedizin“, wovon das Immunsystem profitiert. Im Interview erläutert er vier häufig gestellte Fragen.

Welchen Einfluss hat die Ernährung auf das Immunsystem?

Stark vereinfacht lässt sich sagen, dass eine Mangelernährung, die durch niedrigkalorische Kost entsteht, die Aktivität des Immunsystems schwächt. Dabei sinkt auch die Fähigkeit des Körpers, Entzündungen zu bekämpfen.

Eine kalorienreiche Ernährung mit hohem Anteil tierischer Lebensmittel, wie sie für die deutsche Bevölkerung typisch ist, hat eine leicht entzündungsfördernde Wirkung. Eine pflanzlich betonte Kost wirkt eher entzündungshemmend.

Welche Ernährungsempfehlungen können Sie zum Schutz vor COVID-19 geben?

Grundsätzlich empfehle ich eine bedarfsgerechte, ausgewogene Ernährung. Gleichwertige Alternativen sind eine vegetarische Ernährung und die Mittelmeerkost. Diese Ernährungsformen können zwar nicht vor Infektionen schützen, machen aber das Immunsystem fit und bringen den Körper in eine gute Verteidigungsposition.

Menschen mit Unter- oder Mangelernährung zählen zu den Risikopersonen mit erhöhtem Infektionsrisiko und schlechterer Prognose. Eine Mangelernährung findet sich häufig bei schweren Erkrankungen, aber auch bei älteren Menschen.

Was empfehlen Sie Personen mit nachgewiesener Infektion im Hinblick auf Ernährung?

Der Körper muss weiterhin ausreichend mit Energie und allen wichtigen Nährstoffen, einschließlich der Mikronährstoffe, versorgt werden. Bei Krankheiten mit Fieber steigt der Energiebedarf um rund 13 Prozent pro Grad Temperaturerhöhung.

Ist die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln (Supplementierung) sinnvoll?

Es gibt plausible Argumente für Selen oder Vitamin D, die allerdings überwiegend aus Zellkultur- oder tierexperimentellen Studien stammen. Die Daten für den Menschen sind noch sehr dünn. Es gibt allerdings Hinweise, dass Vitamin D das Risiko für Lungenentzündungen reduzieren könnte. Daneben werden besonders sekundäre Pflanzenstoffe wie Polyphenole und Karotinoide empfohlen, die die Abwehrkräfte stärken sollen und auf ähnlichen experimentellen Methoden basieren.

Es fehlen aber gute kontrollierte Interventionsstudien am Menschen, sodass der Nutzen für Menschen mit einer Virusinfektion fraglich ist. Ich würde daher von einer Supplementierung eher abraten, wenn es keinen wirklichen medizinischen Grund gibt.

Die aktuellen Empfehlungen für die Zufuhr von Mikronährstoffen beim gesunden Menschen haben Sicherheitsmargen, sodass selbst bei einem erhöhten Bedarf keineswegs zwangsläufig ein Mangel droht. Eine ausgewogene Ernährung stellt dem Körper die benötigten Mikronährstoffe in ausreichender Menge zur Verfügung.

Foto: © Adobe Stock/ NDABCREATIVITY

Hauptkategorien: Corona , Umwelt und Ernährung
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Immunsystem , Coronavirus

Weitere Nachrichten zum Thema Immunsystem und Corona

03.10.2020

Apfelkuchen, Apfelschorle, Apfelmus – und schließlich der Bratapfel im Winter auf dem Weihnachtsmarkt: Äpfel begleiten uns das ganze Jahr und sind mit Abstand das beliebteste Obst in Deutschland. 25,5 Kilogramm konsumiert jeder von uns statistisch im Jahr davon – doppelt so viel wie Bananen, die auf Platz zwei folgen. Äpfel sind säuerlich, duftig, süß – aber wie gesund sind sie eigentlich?

Aktuelle Nachrichten

Mehr zum Thema
Die Behandlung von COVID-19 stellt die Medizin vor riesige Herausforderungen. Der Lungenarzt und Infektiologe Prof. Dr. Norbert Suttorp von der Charité erklärt, was COVID-19 von anderen Lungenentzündungen unterscheidet und welche Therapieansätze Hoffnung machen. Eine Zusammenfassung unseres Podcasts.
Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin