Diese elf Psycho-Faktoren machen Arbeitnehmer krank

Psychostress im Job kann krank machen
Die zentrale Frage, ob es psychische Belastungen gibt, die nachweislich das Erkrankungsrisiko erhöhen, untersuchte ein iga-Forschungsprojekt rund um Professor Renate Rau von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Das Forscherteam hat anhand von umfangreichen Studienauswertungen und einer systematischen Zusammenfassung von Metaanalysen elf Arbeitsbedingungen zu identifiziert, die mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko verbunden sind.
„Unser Ziel war, diejenigen Krankheiten genauer anzusehen, die in Folge bestimmter physiologischer Veränderungen unter Stress entstehen. Wir schauten uns aber ebenso die verschiedensten Merkmale, die eigentlich gute Arbeit ausmachen, an“, so Rau.
Elf Stressfaktoren im Job wissenschaftlich nachgewiesen
Als gesundheitsgefährdende Bedingungen identifizierten die Wissenschaftler eine hohe Arbeitsintensität, geringe Handlungsspielräume und geringe soziale Unterstützung. Auch die Kombination dieser Faktoren in einem sogenannten hohen job strain (geringer Handlungsspielraum bei hoher Arbeitsintensität) oder iso-strain (geringem Handlungsspielraum, hoher Arbeitsintensität, geringer soziale Unterstützung) kann den Ergebnissen zufolge krankmachen. Negativ kann sich auch ein Ungleichgewicht zwischen erlebter beruflich geforderter Leistung und dafür erhaltener Belohnung oder Wertschätzung auswirken. Überstunden, Schichtarbeit, Rollenstress, aggressives Verhalten am Arbeitsplatz und Arbeitsplatzunsicherheit sind weitere Risikofaktoren.
Gute Gestaltung der Risikofaktoren kann Arbeitsmotivation steigern
„Die von uns aufgeführten Belastungen können jedoch bei guter Gestaltung Effizienz bzw. Produktivität, Motivation und Kompetenzen der Mitarbeiter erhöhen. Bei schlechter Gestaltung dagegen können sie gesundheitsgefährdend wirken. Dabei müssen Mitarbeiter noch nicht einmal krank werden, um weniger effizient zu arbeiten. Es reicht, dass durch schlecht gestaltete Arbeitsbelastungen die Leistungsvoraussetzungen der Mitarbeiter beeinträchtigt werden“, erläutert Rau.
Die Ergebnisse können Krankenkassen und Unternehmen bei der betrieblichen Gesundheitsförderung nutzen. Darauf verweist Franz Knieps, Vorstand des Dachverbands der Betriebskrankenkassen. „Dank Prof. Renate Rau und ihrem Team liegen nun evidenzbasierte Nachweise vor, die bei der Konzipierung künftiger Projekte zum betrieblichen Gesundheitsmanagement mit Blick auf die psychische Gesundheit der Arbeitnehmer eine wichtige Rolle spielen werden – und teilweise heute schon spielen.“ Knieps weist auch darauf hin, dass solche Gesundheitsförderungsmaßnahmen ohne große Investitionen machbar sind. „Bei psychischen Belastungen ist die Gestaltung der Bedingungen hin zu guter Arbeit kaum ein Kostenfaktor, sondern erfordert ‚nur‘ ein Umdenken. Allerdings gewinnen Unternehmen, die sich hier engagieren, da Arbeit effizienter wird und die Mitarbeiter oft selbst lernen, motivierter zu arbeiten und so ihre Gesundheit zu erhalten“, so der Kassenverbands-Chef.
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