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„Dicke Luft” im Klassenzimmer erhöht Ansteckungsgefahr

Sonntag, 19. Dezember 2021 – Autor:
Je schlechter die Luft im Klassenzimmer, desto mehr Schuler und Lehrer infizieren sich mit dem Coronavirus. Das konnte ein Schweizer Pilotprojekt jetzt nachweisen. Das Fazit lautet: Lüften, Lüften, lüften.
Pilotprojekt aus der Schweiz: In schlecht belüfteten Klassenzimmern wurden signifikant mehr Personen mit dem Coronavirus infiziert

Pilotprojekt aus der Schweiz: In schlecht belüfteten Klassenzimmern werden signifikant mehr Personen mit dem Coronavirus infiziert – Foto: © Adobe Stock/ Syda Productions

Es sind keine sonderlich überraschenden Ergebnisse. Und doch zeigen sie erstmals schwarz auf weiß, welche Rolle die Luft bzw. das Lüften in Klassenzimmern beim Infektionsgeschehen spielt. In einem Pilotprojekt konnten Schweizer Forscher zeigen, dass die Luftqualität in Innenräumen einen Einfluss darauf hat, wie viele Ansteckungen mit dem Coronavirus dort stattfinden. Für die Studie wurden 150 Klassenzimmer in Graubündener Grundschulen mit je zwei CO2-Sensoren ausgestattet und die Messergebnisse anschließend mit den Infektionszahlen verglichen.

Zahl der Ansteckungen steigt mit CO2-Konzentration in der Luft

Die Auswertung zeigt, dass sich in Klassenzimmern mit schlechter Luftqualität mehr Schüler und Lehrpersonal mit dem Coronavirus ansteckten als in Zimmern, die regelmäßig gelüftet werden. Der statistische Zusammenhang zwischen den Fallzahlen und den gemessenen CO2-Konzentrationen war signifikant. Die Infektionszahlen ergaben sich durch wöchentliche Testungen von Schülern und Lehrern.

In Klassenzimmern wird zu wenig gelüftet

Ein weiteres Ergebnis: Die Luftqualität in den Klassenzimmern war insgesamt mangelhaft. Die Mehrheit der betrachteten Klassenzimmer wies erhöhte Kohlenstoffdioxid (CO2)-Werte auf.  So lag in 60 Prozent der Klassenzimmer der CO2-Gehalt über 2000 ppm (Teile pro Million). Erhöhte CO2-Konzentrationen können die kognitive Leistungsfähigkeit und damit das Lernvermögen beeinträchtigen.

Die Messungen werden seit Oktober vom Gesundheitsamt Graubünden zusammen mit der Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) durchgeführt. Die jetzt vorgelegten Auswertungen betreffen den Zeitraum zwischen dem 1. und 19. November 2021, stammen also aus einer kalten Jahreszeit, wo weniger gelüftet wird.

Das Virus überträgt sich über Aerosole

Bei der Übertragung des Coronavirus spielen Aerosole eine zentrale Rolle: Infizierte atmen neben CO2 auch Aerosole aus, die mit Viren beladen sind. Je mehr dieser Aerosole in einem Raum zirkulieren, desto höher ist die Gefahr, dass andere Personen im selben Raum sich ebenfalls anstecken; vor allem dann, wenn sie sich längere Zeit im Raum aufhalten. Seit längerem wird deshalb vermutet, dass die Luftqualität in Klassenzimmern einen Einfluss auf die Ansteckungszahlen in den Schulen hat. Der Pilotversuch in Graubünden weist diesen Zusammenhang nun erstmals auch empirisch und statistisch nach. Das Fazit der Studienautoren lautet: Auch im Winterhalbjahr lüften, Lüften, lüften.

Hauptkategorien: Corona , Medizin
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