Diabetischer Fuß gehört in Spezialisten-Hände

AOK Mediendienst
Eine kleine Blase an der Ferse, ein winziger Hautriss am Fußballen oder eine Druckstelle am Zeh verheilen bei stoffwechselgesunden Menschen meist problemlos. Doch Diabetiker müssen auf eine konsequente Fußpflege, regelmässige Fußuntersuchungen und die sofortige Behandlung etwaiger Verletzungen achten. Denn durch Nervenschädigungen aufgrund eines zu hohen Blutzuckerspiegels und Durchblutungsstörungen nehmen sie Verletzungen häufig erst wahr, wenn daraus grössere Wunden und Geschwüre entstanden sind. Zudem verläuft bei Menschen mit Diabetes Typ 1 und Typ 2 die Wundheilung langsamer. Amputationen der Zehen, Teile des Fußes oder der ganzen Gliedmasse sind oft die Folge - und Diabetesexperten zufolge sind viele davon überflüssig. "Daher sollten Menschen mit Diabetes Fußverletzungen in einer darauf spezialisierten Facheinrichtung behandeln lassen", betont Professor Dr. med. Ralf Lobmann, Sprecher der AG Fuß in der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG).
Diabetischer Fuß: spezielle Fußambulanzen
"Ein Grossteil der jährlich rund 30.000 Amputationen wäre vermeidbar, wenn die Patienten in spezialisierten Zentren behandelt würden", sagt Dr. Alexander Risse, Ärztlicher Leiter des Diabeteszentrums am Klinikum Dortmund. Die Behandlung in speziellen Fußambulanzen ist bislang aber nicht die Regel. Typischerweise werden Diabetiker von ihrem Hausarzt versorgt, dem es aber oft an Wissen über die Krankheit fehlt. "Selbst in vielen Krankenhäusern fehlen die Strukturen für eine adäquate Behandlung, da arbeiten die Abteilungen oft gegeneinander", so Risse.
Zertifizierte, spezialisierte Einrichtungen
Bundesweit sind insgesamt 269 Praxen, Ambulanzen und Kliniken als spezialisierte Zentren für das Krankheitsbild "diabetisches Fußsyndrom" anerkannt. Die von der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) zertifizierten Einrichtungen haben unter anderem besondere Kooperationen mit Diabetologen, Chirurgen, Gefässspezialisten, Podologen und Orthopädie-Schuhmachern aufgebaut und untersuchen und hinterfragen regelmässig die Ergebnisse ihrer Behandlung. Der Zertifizierung muss sich jede Einrichtung alle drei Jahre von Neuem stellen. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft bietet das Verfahren seit neun Jahren in Deutschland an. Es ist nach DDG-Angaben in dieser Form europaweit einmalig. "Leider übernehmen die Krankenkassen nur in einigen Regionen Deutschlands, darunter in Nordrhein-Westfalen, die Behandlungskosten einer spezialisierten Fußbehandlungseinrichtung", bedauert der Professor Lobmann. Dadurch stehe mittelfristig infrage, ob dieses Angebot dauerhaft aufrechterhalten werden könne.
Was eine interdisziplinäre Versorgung von Diabetikern mit Fußsyndrom bewirken kann, haben die interdisziplinären Fußnetzwerke in Nordrheinwestfalen gezeigt. Dort sind die Majoramputationsraten - also die Amputation des ganzen Beines - von über zehn auf unter zwei Prozent zurückgegangen.
Fußbehandlungseinrichtungen im Internet unter: www.ag-fuss-ddg.de