Diabetes und Cholesterinspiegel: Forscher finden Ursache in der Leber
Diabetes kann zahlreiche Folgeerkrankungen nach sich ziehen. Gefäßkrankheiten werden besonders oft beobachtet. Verantwortlich dafür scheint aber nicht nur der erhöhte Blutzuckerspiegel zu sein. Selbst wenn dieser im Griff ist, leiden Diabetiker häufig unter einem erhöhten Cholesterinspiegel. Und zu viel schlechtes Cholesterin lagert sich in sogenannten Plaques in den Gefäßen ab, was die die Entstehung von Atherosklerose, Durchblutungsstörungen und Gefäßkomplikationen begünstigt.
Entzündungsvorgänge in der Leber bisher kaum beachtet
Forscher vom Institut für Diabetes und Krebs (IDC) am Helmholtz Zentrum München wollten verstehen, warum das so ist. In einer Studie haben sie daher diverse Entzündungsprozesse untersucht, von denen bekannt ist, dass sie bei zahlreichen Stoffwechselstörungen wie Typ-2-Diabetes und Adipositas vorkommen und wesentlich zu deren Langzeitfolgen beitragen. Dabei stellten sie fest, dass eine der Ursachen in Entzündungsvorgängen der Leber liegt. Die Erkenntnisse wurden soeben im Fachmagazin "Cell Reports" publiziert.
„Unsere Daten legen eine zentrale Rolle der Leber für die Entstehung häufiger diabetischer Gefäßerkrankungen nahe“, erklärt Erstautorin Dr. Katharina Niopek, Wissenschaftlerin am IDC. „Der Transkriptionsfaktor-Komplex GAbp scheint eine molekularer Stellschraube an der Schnittstelle zwischen Entzündung, Cholesterinhaushalt und Atherosklerose zu sein. Ohne seine schützende Wirkung kommt es zu einer sogenannten Hypercholesterinämieund vermehrter Fettablagerung in den Arterien.“
Neuer Signalweg begünstigt Atherosklerose
Das GA-binding Protein "GAbp" wird demnach von einem neu entdeckten Signalweg gehemmt – den reaktiven Sauerstoffspezies (ROS), die wiederum von dem Entzündungsbotenstoff TNF-α (Tumornekrosefaktor α) in der Leber erzeugt werden. Die Wissenschaftler konnten nachweisen, dass diese ROS den Transkriptionsfaktor-Komplex GAbp inaktivieren. Im Versuchsmodell hemmte dieser Verlust wiederum das Protein AMPK, einen Energiesensor der Zelle. In der Folge bildete sich dadurch überschüssiges Cholesterin und es prägten sich typische Merkmale für Atherosklerose aus.
Die Forscher gehen davon aus, dass der neue Signalweg -unabhängig von der Blutzuckereinstellung der Patienten - eine zentrale Komponente bei der Entstehung diabetischer Folgeschäden darstellt. Erste Patientendaten stützen den Verdacht. Nun hoffen sie, den neuen Mechanismus für therapeutische Zwecke nutzen zu können, indem man Hemmstoffe entwickelt, die den Prozess unterbinden.
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