Diabetes offenbar auch eine Langzeitfolge von Corona

Diabetes tritt gehäuft nach einem milden Corona-Verlauf auf. Eine Blutzuckerkontrolle gibt Klarheit – Foto: © Adobe Stock/ Syda Productions
Zu den vielen Langzeitfolgen einer Corona-Infektion gehört auch ein Diabetes vom Typ2. Erkenntnisse aus anderen Ländern werden nun durch eine Studie aus Deutschland bestätigt. Die Daten stammen von 70.000 Patienten, die in deutschen Arztpraxen nach einem weitgehend milden Covid-Verlauf behandelt wurden. Diabetes tritt demnach um 28 Prozent häufiger auf als nach anderen Atemwegsinfekten. In ganzen Zahlen ausgedrückt: Innerhalb eines Jahres erkranken etwa 300 bis 400 pro 100.000 Menschen mehr an der Zuckerkrankheit als nach sonstigen grippalen Infekten.
Genesene - neue Risikogruppe für Diabetes Typ 2
Diese Risikoerhöhung erscheine zunächst gering, meint der Erstautor der Studie Professor Wolfgang Rathmann. „Doch damit haben wir eine neue Risikogruppe für Typ-2-Diabetes. Und das werden alle Menschen sein, die sich mit COVID-19 infiziert haben und infizieren werden.“
Unklar ist noch, ob der Diabetes nur vorübergehen auftritt oder chronisch wird. Diese Frage kann die Auswertung der bundesweiten Praxisdatenbank (Disease Analyzer; IQVIA Frankfurt) aktuell nicht beantworten. Dafür ist eine Langzeituntersuchung notwendig. Daten aus den USA deuten aber darauf hin.
Auch der Zusammenhang zwischen Infektionserkrankungen wie Covid-19 und Diabetes mellitus ist noch nicht hinreichend verstanden.
Experten fordern Diabetes-Screening
Doch für Diabetesexperten steht fest, dass Coronainfektion ein ernstzunehmender Risikofaktor für einen Diabetes Typ 2 ist. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft fordert darum Ärzte auf, den Blutzucker nach überstandener Covid-Erkrankung zu kontrollieren. „Abgeschlagenheit, Müdigkeit und Schwäche sind Symptome, die sowohl bei Typ-2-Diabetes als auch nach einer COVID-19 Erkrankung als Corona-Langzeitfolge auftreten können“, sagt DDG-Pressesprecher Professor Baptist Gallwitz. Er rät daher Betroffenen und behandelnden Ärztinnen und Ärzten, auch an das Neuauftreten eines Diabetes zu denken. Daher sollte nach einer Corona-Infektion unbedingt auch ein Diabetes-Screening mit Langzeitblutzuckermessung durchgeführt werden“, so Gallwitz.
Folgenreiche Folge-Erkrankung
Diabetes gehört zu den großen Volkskrankheiten. Der Typ2 Diabetes ist mit 90 Prozent die häufigste Form. Hierbei ist die Wirkung des Insulins in den Körperzellen vermindert, zudem liegt ein Insulinmangel vor. Dadurch befindet sich zu viel Zucker im Blut, der bei schlechter Einstellung die Blutgefäße und verschiedenste Organe auf Dauer schädigt. Die Folgen der Stoffwechselentgleisung können sehr weitreichend sein – sie reichen von akuten Infektionen bis zu langfristigen Nervenschäden und Depressionen über den Diabetischen Fuß bis hin zur Erblindung.