Diabetes nimmt deutschlandweit „alarmierend“ zu

Wenn Kinder zu Hause, in der Kita oder in der Schule gesund essen lernen, verringert das ihr Risiko, als Erwachsene an Diabetes zu erkranken. – Foto: ©Oksana Kuzmina - stock.adobe.com
Immer mehr Menschen in Deutschland leiden unter Diabetes Typ 1 und 2. Während im Jahr 2014 rund 6,9 Millionen Personen die Zuckerkrankheit hatten, waren es im Jahr 2019 bereits 7,7 Millionen Betroffene. Das entspricht einer Zunahme um rund 777.000 Personen oder knapp acht Prozent. Dieser Trend geht aus dem aktuellen Diabetes-Atlas der Barmer hervor. Fast zehn Prozent der Bundesbürger haben damit inzwischen ein Problem mit der Zuckerkrankheit. Der Vorstandsvorsitzende der Barmer, Christoph Straub, nannte den Anstieg der an Diabetes Erkrankten „alarmierend“.
Diabetes: Größter Anstieg im Saarland, in Hamburg und Hessen
Laut den Ergebnissen des Diabetes-Atlas ist der Anteil an Diabetikern zwischen den Jahren 2014 und 2019 bundesweit gestiegen, allem voran im Saarland, in Hamburg und Hessen mit je mehr als zehn Prozent. Die geringsten Zuwächse gab es in Sachsen und Thüringen mit weniger als einem Prozent. In der Analyse der Barmer wurden die Zahlen auch um den Faktor der alternden Bevölkerung bereinigt. Hier zeigte sich: Während sich der Anstieg in Hamburg nur zu zwölf Prozent auf den demographischen Wandel zurückführen lässt, war dieser in Sachsen oder Thüringen zu mehr als 80 Prozent für steigende Fallzahlen verantwortlich.
„Der demographische Wandel ist bei weitem nicht die alleinige die Ursache für immer mehr Diabetiker und Diabetikerinnen“, sagt hierzu Barmer-Vorstandschef Straub. Eine entscheidende Rolle spielten das persönliche Ernährungsverhalten und insbesondere ein Zuviel an stark zuckerhaltigen Lebensmitteln.
Ostdeutsche Länder: Alle über der Zehn-Prozent-Marke
Wie aus der Analyse weiter hervorgeht, tritt Diabetes mellitus statistisch stark in Ostdeutschland auf. In sämtlichen ostdeutschen Ländern liegt die Zahl der Zuckerkranken über der Zehn-Prozent-Marke. Die höchsten Prävalenzraten gab es im vergangenen Jahr in Sachsen-Anhalt mit 11,7 Prozent, Sachsen (11,5 Prozent) und Brandenburg (11,3 Prozent). Im Gegensatz dazu liegt in allen westlichen Bundesländern der Bevölkerungsanteil mit Diabetes unter 10 Prozent. Einzige Ausnahme ist das Saarland mit 10,7 Prozent. Am seltensten bekamen die Einwohner von Schleswig-Holstein (7,9 Prozent) und Baden-Württemberg (8,2) die Zuckerkrankheit diagnostiziert.
Barmer fordert Nährwertkennzeichnung auf Lebensmitteln
Diabetes ist laut Barmer-Atlas keineswegs nur Schicksal, sondern vor allem Konsequenz einer Ernährung mit Lebensmitteln, die deren Ausbruch fördern. „Dabei gibt es mit gesunder und ausgewogener Ernährung eine einfache und wirksame Möglichkeit, vor allem dem Diabetes Typ 2 vorzubeugen“, sagt Barmer-Chef Straub. „Hier benötigen die Bürgerinnen und Bürger offensichtlich noch mehr Unterstützung." Straub betonte die Forderung der Krankenkassen nach einer verpflichtenden und leicht verständlichen Nährwertkennzeichnung an Lebensmitteln. Erforderlich sei eine einfache Übersicht zum Beispiel über den Zucker- und Fettgehalt. Das helfe den Verbraucherinnen und Verbrauchern, sich bewusst für eine gesündere Ernährung zu entscheiden, die auch das Risiko für Diabetes Typ 2 senke.
Diabetes Typ 1 und 2: Das ist der Unterschied
Diabetes Typ 1 tritt meist schon im Kindes- und Jugendalter auf. Durch ein absolutes Versagen der Bauchspeicheldrüse, die das Hormon Insulin produziert, müssen sich Patienten ihr ganzes Leben lang Insulin spritzen. Diabetes Typ 2 dagegen ist eine Variante der Krankheit, die meist nach dem 40. Lebensjahr auftritt. Hier produziert die Bauchspeicheldrüse zwar weiterhin Insulin. Durch ungünstige Ernährung verlieren aber die Körperzellen ihre Empfindlichkeit für das Hormon – es kommt zu einem relativen Insulinmangel.
Diabetes-Prävention durch gesunde Kita- und Schulverpflegung
Im Kampf gegen Diabetes forderte Barmer-Chef Straub auch eine verstärkte Ernährungsbildung, die in frühen Jahren beginnt. Deshalb sollte das Thema gesunde Ernährung in den Schullehrplänen verbindlich verankert werden, damit bereits Kinder dafür sensibilisiert würden. Erforderlich seien auch verpflichtende Standards für eine gesunde Kita- und Schulverpflegung. „Hier muss man möglichst früh ansetzen, da sich Essgewohnheiten bereits in der Kindheit manifestieren.“
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