Diabetes – eine Wohlstands-Pandemie?
"Waren früher Pandemien wie Pest und Pocken eine potenzielle Bedrohung für weite Bevölkerungsteile, so hat sich Europa seine neueste und aktuellste Pandemie selbst geschaffen. Durch das Leben im Überfluss sind in den OECD Ländern derzeit rund 83 Millionen Menschen von Diabetes betroffen. Schätzungen zufolge wird diese Zahl bis auf 100 Millionen im Jahr 2030 ansteigen", lautet das Fazit eines Pressegesprächs mit österreichischen Diabetes-Experten, das am 7. November in Wien stattfand.
Diabetes mit gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen
In Deutschland sind mehr als sieben Millionen Menschen von der Volkskrankheit Diabetes betroffen; schätzungsweise drei Millionen wissen noch nicht von ihrer Erkrankung. Die meisten Menschen hierzulande leiden an Diabetes Typ 2. Da Diabetes Typ 2 häufig keine Symptome zeigt, bleibt die Erkrankung oft über viele Jahre unentdeckt und kann dadurch schwere Folgen wie Nervenstörungen, Erblindung oder Fußamputationen verursachen. Am Diabetes Typ 1, der meist schon im jüngeren Lebensalter auftritt, leiden in Deutschland rund 300.000 Menschen. Seit Jahren wächst die Anzahl Erkrankter.
Diabetes ist daher nicht nur ein Problem für den einzelnen Betroffenen, sondern hat auch gesamtgesellschaftliche Auswirkungen. Mit Aktionen wie sie jetzt weltweit zu Weltdiabetestag 2012 stattfinden, hoffen Experten von Fachgesellschaften wie Diabtes.de oder der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), den Trend der steigenden Neuerkrankungsrate zu brechen und die Patienten zu einer besseren Compliance zu animieren. Zu mehr Bewegung zum Beispiel.
Nach der aktuellen Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS) 2012 erreichen in Deutschland noch immer vier Fünftel der erwachsenen Bevölkerung nicht die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), sich 2,5 Stunden pro Woche zu bewegen. Gerade aber für Diabetiker sind körperliche Aktivitäten und Sport besonders wichtig.
Die Leiterin des Instituts für Gesundheitssport und Public Health in Leipzig, Prof. Dr. Petra Wagner, hält die Zunahme der Typ-2-Diabetiker um zwei Prozent innerhalb der letzten zwölf Jahre für alarmierend. „Zu den Untergruppen mit besonders ausgeprägtem Anstieg in der Häufigkeit gehören Männer ab 70 Jahren, Frauen unter 40 Jahren sowie Männer und Frauen mit Fettleibigkeit, auch Adipositas genannt.“ In der Gruppe der Adipösen sind vor allem Menschen im jungen Erwachsenenalter betroffen. „Wenn wir Menschen mit Diabetes zu mehr Bewegung bringen wollen, müssen wir die einzelnen Zielgruppen sehr genau betrachten und Alter, Geschlecht, Lebensumstände etc. in unsere Bewegungskonzepte einbeziehen.“ Es gebe bereits Bewegungsprogramme, die in die bereits etablierten Disease Management Programme (DMP) eingebunden seien. Aber noch viel zu wenige, beklagte die Expertin.
Veranstaltungshinweis zum Weltdiabetestag 2012
Die Deutsche Diabetes-Hilfe diabetesDE organisiert die zentrale Veranstaltung in Deutschland: Unter dem Motto „Mit Diabetes leben: Besser informiert – weniger Sorgen“ findet am Sonntag, den 18. November 2012, von 10.00 bis 16.00 Uhr im Internationalen Congress Centrum (ICC) Berlin eine Informationsveranstaltung statt. Über 30 Fachexperten halten Vorträge und beantworten Fragen zur Erkrankung Diabetes mellitus, ihrer Therapie, Ernährung, Bewegung und Soziales. Darüber hinaus stehen Themen wie „Beruf und Schwerbehinderung“ oder „Moderne Selbsthilfe: Social Media“ auf dem Programm. Aktionen mit Prominenten rund um Ernährung und Bewegung sollen die Besucher zum Mitmachen motivieren. Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr hat die Schirmherrschaft übernommen.
Höhepunkt des Rahmenprogrammes ist ein von Novo Nordisk, Omron und der DAK unterstützter Walk um 13.00 Uhr für den guten Zweck. Nach dem Motto „Jeder Schritt zählt“ werden Euros für das diabetesDE-Spendenprojekt „Ferienfreizeiten für Kinder mit Typ 1 Diabetes“ gesammelt. Gleichzeitig tun die Teilnehmer etwas für das Senken ihres Blutzuckerspiegels. Die ersten 100 Teilnehmer erhalten einen Schrittzähler und ein blaues T-Shirt gratis. Der Eintritt zur Veranstaltung und zum Walk ist frei.
Weitere Informationen und das aktuelle Programm finden Interessierte unter http://weltdiabetestag.diabetesde.org/
Über den Weltdiabetestag
Der Weltdiabetestag wurde 1991 von der International Diabetes Federation (IDF) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als weltweiter Aktionstag eingeführt, um auf die steigende Verbreitung des Diabetes mellitus aufmerksam zu machen. Als Tag wurde der 14. November gewählt, das ist der Geburtstag von Sir Frederick Banting, der gemeinsam mit Charles Best 1922 das lebenswichtige Insulin entdeckte. Seit 2007 ist der Weltdiabetestag ein offizieller Tag der Vereinten Nationen.
Foto: Bayer HealthCare
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