
Die Vorstellung, ab wann man "alt" ist, verschiebt sich immer weiter nach hinten
Über die Hälfte der Erwachsenen in Deutschland ist über 50 Jahre alt. Doch alt fühlen sich die meisten dadurch nicht: Zehn Jahre jünger, als sie wirklich sind, fühlen sich die Deutschen im Durchschnitt. Zudem ist die Ansicht darüber, ab wann man „alt“ ist, offenbar relativ und verändert sich im Laufe des Lebens. Während die unter 40-Jährigen finden, dass man ab 60 Jahren zu den „Alten“ zählt, sehen das die über 40-Jährigen erst nach dem 70. Lebensjahr so. Diese und andere Zahlen stammen aus der aktuellen DIA-50plus-Studie "Einzigartigkeit des Alterns" des Meinungsforschungsinstituts Insa-Consulere und des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA), die kürzlich im Bundesgesundheitsministerium vorgestellt wurde.
Je älter die Menschen sind, desto länger wollen sie arbeiten
Viele Deutsche würden auch durchaus gerne so lange arbeiten, wie sie gesundheitliche dazu in der Lage sind. Auch hier ändert sich die Sichtweise mit dem Alter: Die unter 60-Jährigen wollen im Schnitt nur bis zum 63. Lebensjahr im Beruf bleiben; ab dem 60. Lebensjahr steigt die Bereitschaft, bis zum 67. Lebensjahr zu arbeiten. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) kommentiert: „Die Ergebnisse der Insa-Studie zeigen, dass ältere Menschen nicht weniger leistungsfähig sind als jüngere, sondern dass sie anders leistungsfähig sind.“ DIA-Sprecher Klaus Morgenstern erklärte, man müsse Menschen, wenn sie es wünschen, die Chance gegeben werden, sich länger auf dem Arbeitsmarkt zu halten und so lange wie möglich gesund, aktiv und unabhängig leben zu können.
Für viele beginnt das „Alter“ erst ab 70 Jahren
Die Einschätzung, wann das „Alter“ beginnt, variiert auch wischen den einzelnen Berufsgruppen. Für Angestellte, Beamte und Selbstständige beginnt das Alter meistens erst ab 70 Jahren, für ungelernte Arbeiter hingegen schon ab 60. Einen besonderen Platz nehmen die Freiberufler ein: Von ihnen ist jeder fünfte der Meinung, das „Alter“ beginne erst ab 80 Jahren. Bei Angestellten und Beamten ist dies nur bei acht bzw. sieben Prozent der Fall.
Parallel dazu ändert sich auch die Einschätzung, wie hoch die Lebensqualität von Senioren ist, im Laufe des Lebens. Während die unter 30-Jährigen nur zu 46 Prozent eine gute Lebensqualität im Alter glauben, nimmt dieser Wert im Alter immer mehr zu, und die über 70-Jährigen schätzen ihre eigene Lebensqualität sogar zu 60 Prozent als gut ein.
Die Mehrheit würde Alltagshilfen nutzen
Gegenüber Alltagshilfen wie Rollator, Treppenlift oder Mobilem Pflegebedienst waren die meisten Befragten offen. Auch die Sicht auf Hörgeräte hat sich geändert. Während dies früher noch ein mit Scham behaftetes Thema war, sehen dies heute viele einfach als Mittel zur besseren Kommunikation. Zudem verbinden knapp vier von zehn Befragten über 50 Jahren mit einem Hörgerät auch eine größere Sicherheit im Straßenverkehr.
Experten sind sich einig, dass starre Altersgrenzen keinen Sinn machen. Gerade der technische Fortschritt, die Digitalisierung und neue Chancen der Mobilität seien wichtige Möglichkeiten für ein langes selbstbestimmtes Leben. Für die aktuelle Studie wurden über 1.000 Deutsche unter 50 Jahren und über 2.000 über 50 Jahren befragt.
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