Deutschland hinkt bei der Diabetes-Bekämpfung hinterher

Die deutsche Diabetes-Delegation hat ihre Forderung nach einem Nationalen Diabetesplan in Brüssel noch einmal bekräftigt
Vergangene Woche fand in Brüssel eine Art Diabetes-Gipfel statt - das 2. European Diabetes Leadership Forum unter der Schirmherrschaft der Dänischen Diabetes Gesellschaft und dem Schirmherrn Prinz Joachim von Dänemark. An dem Treffen am 3. und 4. März nahmen insgesamt 250 Teilnehmer, darunter auch Vertreter der OECD, teil, um über den notwendigen Wandel in der Diabetesversorgung, die Verhütung von Folgekrankheiten und eine bessere Patientencompliance zu beraten. Deutschland war zu dem Diabetes-Gipfel mit einer Delegation aus 17 Vertretern von Diabetologischen Fachgesellschaften angereist. Doch kein deutscher Politiker war der Einladung nach Brüssel gefolgt. Das könnte symptomatisch für den politischen Umgang mit Diabetes sein. Denn anders als in dem meisten anderen europäischen Ländern fehlt in Deutschland ein Nationaler Diabetesplan, mit dem die Diabetes-Epidemie bekämpft werden könnte. Obwohl die Fachgesellschaft schon seit Jahren dafür plädieren.
EU-Kommissar Tonio Borg verwundert über Deutschland
„18 von 28 europäischen Ländern haben bereits einen Nationalen Diabetesplan zur Bekämpfung der Diabetes-Epidemie, Deutschland hat diesen noch nicht. Unverständlich, dass auch kein deutscher Politiker an dem auf EU-Ebene hochbesetzten Forum teilgenommen hat“, erklärt Prof. Dr. med. Thomas Danne, Vorstandsvorsitzender von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe, im Namen der deutschen Delegation. „So kann es nicht weitergehen.“ Danne hatte zusammen mit Kollegen von der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und des Bundesverbandes der Niedergelassenen Diabetologen (BVND) am Diabetes Leadership Forum teilgenommen und die deutsche Delegation gebildet.
Auch der in der EU-Kommission für Gesundheit zuständige Kommissar Tonio Borg zeigte sich verwundert, dass es in Deutschland noch keinen Nationalen Diabetesplan gibt. Borg betonte in Brüssel, die EU hätte zwar rechtlich keine Möglichkeit auf die Gesundheitspolitik der einzelnen Länder Einfluss zu nehmen, sie könne nur dringend die Empfehlung an die EU-Mitgliedsstaaten aussprechen: „Etablieren Sie in Ihren Ländern eine Nationale Diabetesstrategie.“ Eine Forderung die die deutsche Delegation schon lange stellt, bislang bleibt sie in der Politik aber unerhört.
Ein Nationaler Diabetesplan steht für eine bessere Prävention und Versorgung
Ein Nationaler Diabetesplan soll eine bessere Prävention und Versorgung bei gleichzeitiger Effizienz der Mittelverwendung sicherstellen. Die wichtigsten Handlungsfelder in Deutschland umschreibt ein bereits existierendes Basis-Papier der Fachgesellschaften:
- Primäre Prävention des Diabetes
- Früherkennung und Sekundärprävention des Typ-2-Diabetes
- Epidemiologie, Aufbau eines nationalen Diabetesregisters
- Versorgungsforschung, Versorgungsstrukturen und Qualitätssicherung
- Patienteninformation, - schulung, - empowerment