Deutsches TraumaNetzwerk hilft Kriegsverletzten aus der Ukraine

Eingestellt auf Massenanfälle: Das TraumaNetzwerk der DGU beteiligt sich an der Versorgung von Kriegsverletzten aus der Ukraine – Foto: © Adobe Stock/Chalabala
Deutschland hat sich bereit erklärt, Kriegsverletzten aus der Ukraine aufzunehmen und medizinisch zu versorgen. Grundsätzlich soll die zentrale Verteilung von Verletzten aus dem Ukraine-Krieg über das Kleeblatt-Prinzip der Länder erfolgen, das für Covid 19 aufgebaut wurde. In die Verteilung wurden nun die Unfallchirurgen aus dem TraumaNetzwerk der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) eingebunden.
Selektion nach Schweregraden
Die Ärzte nehmen eine Ersteinschätzung vor, um den Schweregrad der Verwundung zu beurteilen. Zudem können sie Verletzte innerhalb des Netzwerks schnell und systematisch Krankenhäusern mit geeigneten Kapazitäten und Spezialisten zuordnen. Das TraumaNetzwerk der DGU wurde 2008 für die Versorgung von Schwerstverletzten auch und gerade bei Massenanfällen von Verletzten geschaffen. Mittlerweile gehören dem Verbund fast 700 Krankenhäuser in Deutschland an.
Trainiert für die Versorgung von Kriegs- und Terrorverletzten
„Wir haben die Strukturen in vielen Jahren aufgebaut und immer wieder erweitert, auch auf die Thematik schwerer Verletzungen bei Terroranschlägen. Jetzt stellen wir uns auf die Versorgung von Kriegsopfern ein“, sagt DGU-Präsident Prof. Benedikt Friemert.
Die Behandlung von Kriegsverletzten erfordert viel Expertise. Kriegstypische Verwundungen sind beispielsweise Schuss- und Explosionsverletzungen oder Brandverletzungen. Davon abhängig ist die Auswahl eines speziell dafür ausgestatteten Krankenhauses. Hier entscheiden die Traumaexperten mit, welcher Patient, wohin verlegt wird. Dafür haben die Experten ein detailliertes Konzept ausgearbeitet.
In Berlin und Brandenburg werden die Unfallchirurgen bereits fest in die Koordination mit eingebunden. In einigen Bundesländern, wie Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg sind Bundesland-Verantwortliche des Netzwerks für die Koordination der ukrainischen Kriegsverletzten zuständig und können damit die vorhandenen Strukturen des Traumanetzwerks vollständig nutzen. „Wir empfehlen, dieses Prinzip auch auf andere Bundesländer anzuwenden, sagt Prof. Gerrit Matthes, Leiter der DGU-Sektion Notfall-, Intensivmedizin und Schwerverletztenversorgung (NIS) und Bundeslandmoderator der TraumaNetzwerke Brandenburg. Hier sei die jeweilige Landespolitik gefragt.
Zahleiche komplexe Nachbehandlungen erwartet
Die TraumaExperten rechnen damit, dass künftig vermehrt Patienten nach Deutschland geflogen werden, die bereits erstversorgt wurden, aber wegen Komplikationen oder zur Rekonstruktion in Deutschland nachbehandelt werden müssen. Auch hierbei will das Traumanetzwerk helfen. „Wir wollen damit unseren Beitrag zur Minderung der Kriegsfolgen leisten“, sagt DGU-Generalsekretär Prof. Dietmar Pennig.
Die Behandlung von Kriegsverletzungen erfordert besonderes Fachwissen. Da viele Chirurgen noch nie damit zu tun hatten, bietet die Fachgesellschaft nun spezielle Fortbildungskurse an.