Deutscher Ärztetag beklagt Stress und Gewalt gegen Ärzte

An die Gesundheit von Ärzten denken: Der 122. Deutsche Ärztetag warnt vor Überlastung und Gewalt gegen Ärzte
Ärzte haben ihren Beruf ergriffen, um andere gesund zu machen. Doch durch Personalnot, Arbeitsverdichtung und Wettbewerbsdruck steht ihre eigene Gesundheit auf dem Spiel. Diverse Untersuchungen demonstrieren, wie sehr die Ärzte am Limit sind.
So zeigte kürzlich eine Befragung des Marburger Bunds, dass sich drei Viertel aller Krankenhausärzte beruflich überlastet fühlen. In einer weiteren Befragung spielte jeder fünfte Krankenhausarzt mit dem Gedanken, seinen Job an den Nagel zu hängen. Ausgebrannt fühlen sich auch viele niedergelassenen Ärzte, wie eine Befragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung aus dem Jahr 2018 zeigt. Und eine Studie der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdient und Wohlfahrtspflege stellte ebenfalls im Jahr 2018 einen zunehmenden beruflichen Druck insbesondere auf junge Ärztinnen und Ärzte fest.
Ärztetag fordert gesundheitsgerechtere Arbeitsbedingungen
Die Gesundheit von Ärzten ist deshalb auch Thema beim Deutschen Ärztetag in Münster. In mehreren Beschlüssen forderte der 122. Deutsche Ärztetag von den Arbeitgebern im Gesundheitswesen unter anderem gesundheitsgerechtere Arbeitsbedingungen. Die Arbeitsschutzregeln müssten konsequent eingehalten und das betriebliche Gesundheitsmanagement gestärkt werden, hieß es. Die zuständigen Behörden seien aufgerufen, die Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes im ärztlichen Dienst der Kliniken regelmäßig zu überprüfen. Auch sollten Ärzte von Verwaltungstätigkeiten entlastet werden. Personalschlüssel müssten zudem so gestaltet werden, dass jederzeit eine patienten- und aufgabengerechte Versorgung möglich sei. Erforderlich seien außerdem flexible Arbeitszeitmodelle und weitere Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben.
Stressbewältigung in Ausbildung aufnehmen
An den Gesetzgeber richtete der Ärztetag unter anderem die Forderungen, die gesetzlichen und ökonomischen Rahmenbedingungen für gesundheitsverträgliche Arbeitsbedingungen zu schaffen sowie den freiberuflichen Charakter der ärztlichen Tätigkeit zu stärken. An die medizinischen Fakultäten appellierte der Ärztetag, die Themen Resilienz und Stressbewältigung als Teil der ärztlichen Ausbildung in das Studium aufzunehmen.
Ärzte vor Gewalt schützen
Doch nicht nur eine zu hohe Arbeitsbelastung setzt Ärzte unters Stress: Auch Gewalt durch Patienten bzw. Angehörige bedroht ihre physische und psychische Gesundheit. Ärzte aus verschiedenen Versorgungsbereichen berichteten auf dem Ärztetag über körperliche und verbale Gewalt, unter anderem in den Notaufnahmen, in Hausarztpraxen oder bei Notfalleinsätzen.
Ärztekammern bieten zwar Hilfe und spezielle Präventionsangebote an. Diese Maßnahmen müssen nach dem Willen des 122. Deutschen Ärztetages aber durch einen strafrechtlichen Schutz Hilfeleistender ergänzt werden. Konkret forderten die Abgeordneten des Deutschen Ärztetages den Gesetzgeber auf, den strafrechtlichen Schutz für Hilfeleistende bei Unglücksfällen, gemeiner Gefahr oder Not zu erweitern. Ein vom Bundesgesundheitsministerium eingeholtes Rechtsgutachten hat die Notwendigkeit einer solchen Gesetzesänderung bestätigt.