Deutsche Babys gut vor Toxoplasmose geschützt
Eine Toxoplasmose während der Schwangerschaft kann ungeborene Kinder schwer schädigen. Wasserkopf, Veränderungen im Gehirn oder Augenschäden - das sind nur einige der schweren Folgen. Das Dilemma: Die meisten Mütter merken selbst nichts von einer solchen Infektion. Ein freiwilliger Test auf Toxoplasmose kann jedoch die Infektion erkennen und gehört in Frankreich und Österreich zum Vorsorgeprogramm bei einer Schwangerschaft. Lange war auch unklar, ob das in Deutschland übliche Therapie-Schema zum Schutz des Kindes vor einer Infektion tatsächlich wirksam ist. Dieses sieht bis zur 16. Schwangerschaftswoche eine mindestens vierwöchige antiparasitäre Therapie mit dem Medikament Spiramycin vor, oder eine Kombinationsbehandlung aus Pyrimethamin, Sulfadiazin und Folinsäure ab der 16. Schwangerschaftswoche.
Grösste deutsche Studie zur Toxoplasmose in der Schwangerschaft bestätigt die Therapiestrategie
Eine vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützte Untersuchung durch das Deutsche Konsiliarlabor für Toxoplasmose bringt jetzt Gewissheit: Mit der in Deutschland üblichen Therapie wird das Risiko einer Übertragung der Toxoplasmen von der Mutter auf das Kind deutlich gesenkt. Die Behandlungsstrategie schützt Kinder offenbar sogar besser vor einer Toxoplasmose als andere in Europa angewandte Therapieschemata. Die Ergebnisse wurden in der Mai-Ausgabe der amerikanischen Fachzeitschrift Clinical Infectious Diseases veröffentlich.
Für die bislang umfassendste deutsche Studie zur Toxoplasmose in der Schwangerschaft wurden 685 schwangere Frauen mit einer Erstinfektion während der Schwangerschaft unter-sucht und der Gesundheitszustand ihrer Kinder über einen Zeitraum von bis zu mehr als drei Jahren nach Geburt beurteilt.
"Im Vergleich zu Untersuchungen an unbehandelten Schwangeren oder zu Therapieschemata anderer Länder haben wir eine Rate von weniger als fünf Prozent, das ist ein ausgesprochen niedriges Risiko", sagt Studienleiter Prof. Dr. Uwe Gross, Prof. Dr. Uwe Gross, Direktor der Abteilung Medizinische Mikrobiologie an der Universitätsmedizin Göttingen. So wurden bei den 685 frisch infizierten Schwangeren insgesamt 33 Kinder mit einer sogenannten pränatalen Toxoplasma-Infektion beobachtet. Von diesen wiederum wiesen nur elf Kinder klinische Symptome bei der Geburt oder innerhalb ihrer ersten Lebensjahre auf.
Frühzeitige Toxoplasmose Therapie der Mutter besser fürs Kind
Besonders gut wirkte sich eine Therapie auf das Kind aus, wenn sie frühzeitig begonnen wurde, also innerhalb der ersten vier Wochen nach Infektion der Mutter erfolgte. "Das bedeutet konkret, dass bei rechtzeitiger Therapie der frisch infizierten Mutter nur eines von 62 Kindern klinische Symptome zeigen. Diese verlaufen dann zudem meistens milde", sagt Prof. Gross. Von den Müttern wird die Therapie in den meisten Fällen sehr gut vertragen. Nur in einem von 119 Fällen (weniger als ein Prozent) musste die Behandlung wegen einer Unverträglichkeit geändert werden. "Die Untersuchungen zeigen aber auch, dass ein Nachsorge-Programm der betroffenen Kinder wünschenswert wäre", sagt Prof. Dr. Uwe Gross.
Einziger Wehrmutstropfen: Der Test auf Toxoplasmose - ein Bluttest - ist keine Kassenleistung und muss von den Schwangeren selbst gezahlt werden.
Foto: Helios Kliniken