Depression nach Schlaganfall häufig

Jeder vierte Schlaganfall-Patient entwickelt eine Depression.
Dass Schlaganfall-Patienten besonders gefährdet sind, an einer Depression zu erkranken, ist schon länger bekannt. Doch wie hoch genau das Risiko für die Betroffenen ist, auch psychisch zu erkranken – dazu schwankten bisher die Zahlen, unter anderem aufgrund unterschiedlicher Definitionen für eine Depression. Ärzte der Columbia University in New York haben nun untersucht, wie hoch das Risiko einer Depression aufgrund einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTSD) nach einem Schlaganfall tatsächlich ist. Ihrer Studie zufolge, an der über 1.100 Patienten teilnahmen, liegt das Risiko für eine durch den Schlaganfall bedingte Depression innerhalb des ersten Jahres bei 23 Prozent.
Depression durch Verlust an Selbständigkeit
Rund jeder vierte Patient entwickelt demnach also nach einem Schlaganfall auch eine Depression, die eindeutig durch das Trauma der Erkrankung ausgelöst wurde. Andere Untersuchungen zeigen noch höhere Quoten von 30 bis 40 Prozent. Und während man früher davon ausging, dass die psychischen Folgen vor allem durch die organischen Verletzungen im Gehirn ausgelöst werden, weiß man heute, dass auch der erlebte Verlust von Kompetenzen und Perspektiven ein wichtiger Faktor ist.
Die US-Studie zeigt aber auch, dass die Wahrscheinlichkeit für eine Depression sinkt, je länger der Schlaganfall zurückliegt. So liegt das Risiko nach einem Jahr „nur“ noch bei rund elf Prozent. Wichtig ist für Mediziner vor allem die Frage, welche Konsequenzen sich aus diesen Erkenntnissen ergeben. Insbesondere Reha-Mediziner weisen schon lange darauf hin, dass psychische Erkrankungen das langfristige Rehabilitationsergebnis stark beeinflussen könnten. Die Erfolge von Ergo- und Physiotherapie sowie von Logopädie hängen entscheidend von der Motivation und Mitarbeit der Patienten ab, die bei psychischer Beeinträchtigung meist stark eingeschränkt ist. Und natürlich haben diejenigen Patienten die besten Perspektiven, die in der Reha aktiv mitarbeiten.
Depression nach Schlaganfall frühzeitig behandeln
Die Depression frühzeitig zu durchbrechen, ist besonders wichtig, da viele Patienten mit Depressionen sogar in eine Abwärtsspirale geraten können: Weil die Therapieerfolge aufgrund mangelnder Energie ausbleiben, wird die Stimmung noch stärker gedrückt und so weiter. Eine besondere Problematik ergibt sich zudem für Aphasiker, die erfahrungsgemäß noch anfälliger für eine Depression sind. Und wenn Sprachfähigkeit und -verständnis stark gestört sind, stößt auch die Psychotherapie an ihre Grenzen. Hier geht es daher vorrangig darum, so gut wie möglich mit den Menschen aus dem persönlichen Umfeld des Patienten zusammenzuarbeiten. Zudem kommt der Medikation hier eine größere Bedeutung zu.
Problematisch ist für viele Patienten auch die Angst vor einem neuen Schlaganfall, die so groß werden kann, dass die Betroffenen ihre unmittelbare Umgebung nicht mehr allein verlassen und immer stärker in eine Isolation geraten. Auch für solche Patienten ist die Gefahr einer Depression besonders hoch.
Experten raten daher, psychischen Störungen nach einem Schlaganfall frühzeitig mit einer medikamentösen und psychotherapeutischen Therapie entgegenzuwirken. Ob dies das Rehabilitationsergebnis tatsächlich verbessern kann, wird derzeit in weiteren Studien untersucht.
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