Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Depression: Anteil unspezifischer Diagnosen zu hoch

Mittwoch, 24. Juli 2019 – Autor: anvo
Die Diagnose „Depression“ reicht meist nicht aus, um die Erkrankung adäquat zu therapieren. Ihr Schweregrad und ihre Ursachen sind ebenfalls wichtig, um eine angemessene Behandlung zu finden. Laut Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) ist jedoch der Anteil unspezifischer Depressionsdiagnosen immer noch viel zu hoch.
Depression, unspezifische Diagnosen

Wird eine Depression nicht spezifisch diagnostiziert, reduziert das die Erfolgschancen der Behandlung

Depression ist nicht gleich Depression. Sie unterscheiden sich in ihrer Schwere, ihrer Art und ihren Ursachen. So gibt es leichte, mittelschwere und schwere Depressionen, manische, postpartale und Erschöpfungsdepressionen, saisonale Depressionen, reaktive Depressionen und vieles mehr. Dennoch wird zwischen den verschiedenen Ausprägungen und Formen bei der Diagnose häufig nicht unterschieden – was wiederum die richtige Behandlung erschwert. Das kritisiert die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) in einer aktuellen Mitteilung.

Hausärzte stellen zu oft unspezifische Depressionsdiagnose

Depressionen wurden 2017 um 26 Prozent häufiger diagnostiziert als 2009, so die BPtK. Demnach erhielt im Jahr 2017 etwa jeder sechste gesetzlich Krankenversicherte mindestens eine Diagnose einer depressiven Erkrankung. Allerdings beträgt der Anteil der ungenauen („unspezifischen“) Diagnosen immer noch 42 Prozent und ist damit nach Auffassung der BPtK viel zu hoch.

Rund 60 Prozent der Depressionsdiagnosen werden von Hausärzten gestellt. Von ihnen stammen auch 70 Prozent der unspezifischen Diagnosen; bei fachspezifischen Ärzten und Psychotherapeuten liegt der Anteil nur bei sechs Prozent. Das sind die Ergebnisse der Versorgungsatlas-Studie des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung.

Auffällig ist auch, dass Frauen immer noch doppelt so häufig eine Depressionsdiagnose erhalten wie Männer. Doch nahmen diese Diagnosen im untersuchten Zeitraum bei Männern (plus 40 Prozent) doppelt so schnell zu wie bei Frauen (plus 20 Prozent). Die Zunahme war insbesondere bei jungen Männern sowie in ländlichen Kreisen besonders ausgeprägt.

Wirksame Behandlung bei richtiger Diagnose meist möglich

Unspezifische Diagnosen sind Diagnosen, bei denen nicht zwischen den verschiedenen Depressionen unterschieden wird. Es wird beispielsweise nicht der Schweregrad der Depression kodiert, der notwendig ist, um die Indikation für eine leitliniengerechte Behandlung zu stellen. Depressionen können in den meisten Fällen wirksam behandelt werden, z. B. mit einer Psychotherapie oder mit Antidepressiva. Wie genau Depressionen bei Erwachsenen am besten behandelt werden sollen, ist beispielsweise in der „S3-Leitlinie/Nationale Versorgungsleitlinie Unipolare Depression“ aufgeführt.

Foto: © bramgino - Fotolia.com

Hauptkategorien: Gesundheitspolitik , Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Depression , Qualität

Weitere Nachrichten zum Thema Depressionen

15.10.2019

Ein Antibiotikum kann depressives Verhalten vermindern – das zeigt eine aktuelle Studie. Wirksam ist dabei offenbar eine Veränderung der Darmflora und eine daraus resultierende Hemmung von Entzündungsprozessen im Gehirn.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin