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Demenz und Depression werden bei Älteren oft verwechselt

Sonntag, 24. Juni 2018 – Autor:
Bei älteren Patienten ähneln sich die Symptome einer Depression und einer Demenz. Besonders bei Beginn der dementiellen Erkrankung wird daher öfter eine Fehldiagnose gestellt.
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Eine beginnende Demenz lässt sich bei Älteren oft nicht von einer Depression unterscheide – Foto: ©bilderstoeckchen - stock.adobe.com

Bei älteren Patienten ähneln sich die Symptome einer Depression und einer Demenz. Besonders bei Beginn der dementiellen Erkrankung wird daher öfter eine Fehldiagnose gestellt. Das erkläutert Dr. Claudia Dallmann, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie.

Bei 35 bis 40 Prozent aller an Alzheimer-Demenz erkrankten Patienten tritt im Verlauf der Erkrankung aber auch ein depressives Stimmungsbild auf, so die Medizinerin. Die Betroffenen bemerken den voranschreitenden Verlust ihrer geistigen Fähigkeiten und erleben voller Angst, Sorge und Traurigkeit die zunehmenden Einschränkungen.

Bei älteren Patienten wird Demenz oft mit Depression verwechselt

Dennoch gebe es einge Unterscheidungsmerkmale, die helfen, bei älteren Patienten nicht Demenz mit Depression zu verwechseln. Während eine Demenz schleichend beginnt und sich über Monate bis Jahre kontinuierlich verschlechtert, zeichnet sich eine Depression mit einem raschen Beginn und einer Krankheitsdauer von oft weniger als 6 Monaten aus, erläutert Dallmann, Oberärztin am Ameos Reha Klinikum Ratzeburg, das pflegende Angehörige von Alzheimer-Patienten behandelt.

Im Rahmen einer Depression sind die Erkrankten weitestgehend vollständig orientiert. Die Betroffenen wissen, wie sie sich Hilfe holen können und tun dies gezielt. Bei Vorliegen einer Demenz kommt es oft bereits zu Beginn der Erkrankung zu Gedächtnis- und Orientierungsstörungen, die im Verlauf zunehmen. Demenzkranke suchen zunehmend ungezielt Hilfe.

Einschränkungen werden bagatellisiert

Menschen mit einer Depression stellen ihre Einschränkungen oft mit sehr ausführlichen Beschreibungen in den Vordergrund. Sie reagieren häufig auf Leistungsanforderungen mit Aussagen wie „Ich schaffe das nicht“ oder „Ich kann das nicht“. Auf an sie gerichtete Fragen kommen oft „Ich weiß nicht“ Antworten, und die Betroffenen neigen zum sorgenvollen Grübeln. Menschen, die an einer Demenz leiden bagatellisieren dagegen ihre Einschränkungen sehr oft oder machen ihr Umfeld für ihre Defizite verantwortlich.

Unter kognitiven Störungen versteht man Störungen der Informationsverarbeitung und -umsetzung. Im Rahmen einer Depression handelt es sich oft nur um gering ausgeprägte Beeinträchtigungen, die dann auch eher gleichbleibend sind. Die Betroffenen zeigen oft gute Alltagskompetenzen, die im Widerspruch zum oft schlechten Abschneiden in Leistungstests stehen. Hinsichtlich ihrer Beeinträchtigungen leiden Depressive vielfach unter Schuldgefühlen. Bei einer Demenzerkrankung hingegen treten zunehmende kognitive Störungen auf, die im Einklang mit dem immer schlechteren Abschneiden in Leistungstests stehen. Die Alltagskompetenzen nehmen kontinuierlich ab.

Nächtliche Unruhe und Umtriebigkeit

Depressive Menschen leiden häufig aufgrund einer sorgenvollen Grübelneigung an Ein- und Durchschlafstörungen während es bei einer Demenzerkrankung eher zu zunehmender nächtlicher Unruhe und Umtriebigkeit kommt. Depressive Menschen neigen dazu, sich sozial zurückzuziehen während Demenzkranke oftmals gerade zu Beginn der Erkrankung noch versuchen, sozial aktiv zu bleiben. Bei einer Depression kommt es häufig zu einem Stimmungstief am Morgen, bei einer Demenzerkrankung eher zu einem Stimmungstief am Abend.

Es gibt aber auch Patienten, die sowohl an einer Demenz als auch einer Depression gleichzeitig leiden. Antidepressiva können bei beiden Krankheitsbildern zu einer Besserung der Stimmung führen. Im Gegensatz zur Demenzerkrankung bessern Antidepressiva bei Depressionen jedoch auch die kognitiven Beeinträchtigungen.

Symptome beim Hausarzt abklären lassen

Wenn bei einem Angehörigen mehrere dieser Symptome vorliegen, sollten die Beschwerden ärztlich abgeklärt werden. Hierzu sollte die erste Anlaufstelle der Hausarzt sein, mit dem das weitere diagnostische Vorgehen besprochen werden könne.

Foto: bilderstoeckchen/fotolia.com

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