Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Dekubitus und chronische Wunden: Erstmals Vorteile der Vakuumtherapie belegt

Freitag, 29. März 2019 – Autor:
Die Vakuumtherapie wird seit 20 Jahren zur Behandlung von Dekubitus und anderen schwer heilenden Wunden eingesetzt. Das IQWIG hat das Verfahren nun neu bewertet und sieht insbesondere bei der sekundären Wundheilung einen höheren Nutzen im Vergleich zur Standardbehandlung.
Chronische Wunden und Dekubitus, Vakuumtherapie

Bei Chronische Wunden und Dekubitus ist die Vakuumtherapie offenbar effektiver als die Standardbehandlung – Foto: ©auremar - stock.adobe.com

In Kliniken hat die Vakuumversiegelungstherapie (VVS) seit 20 Jahren einen festen Platz. Kliniken nutzen die Vakuumtherapie zur Behandlung von Dekubitus, schwer heilenden chronischen Wunden und großflächigen Wunden. Allerdings fehlten bislang Daten zum Nutzen bzw. Risiko der Therapie. Nachdem der Hersteller KCI (Acelity) nun ausreichend Informationen nachgereicht hat, hat das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG) eine Neubewertung vorgenommen. Demnach gibt es bei der sekundären Wundheilung Hinweise auf einen höheren Nutzen der VVS im Vergleich zur Standardbehandlung. Bei der primären Wundheilung, zu der das Institut jetzt die vorläufige Bewertung vorstellt, fallen die Ergebnisse zwar ebenfalls zugunsten der Vakuumtherapie aus – die Unterschiede sind laut IQWIG „aber deutlich geringer.“

Was ist der Unterschied zwischen primärer und sekundärer Wundheilung?

Von einer primären Wundheilung ist nach Operationen die Rede. Die Wundränder liegen bündig an, so dass sie zusammengenäht werden können. Die sekundäre Wundheilung bezieht sich dagegen auf alle (chronischen) Wunden, die ohne chirurgischen Schnitt entstanden sind. Gewebe muss sich neu bilden, die Wunde muss sich zusammenziehen, im Extremfall bedarf es einer Hauttransplantation.

Wie funktioniert die Vakuumtherapie?

Die Vakuumtherapie kommt bei beiden Indikationen, also Operationswunden und chronischen Wunden zum Einsatz. Hierbei wird die Wunde luftdicht mit einem Verband abgedeckt, an dem über einen dünnen Schlauch eine Pumpe angeschlossen ist. Diese saugt ständig Wundflüssigkeit ab, wodurch im Wundbereich ein Unterdruck entsteht. Dies soll die Durchblutung der Wunde erhöhen. Zudem bleibt die Wunde feucht, was die Heilung ebenfalls fördern soll.

Mehr Wunden heilen schneller

Die Auswertung der vorgelegten Daten zeigt: Im Vergleich zur Standardtherapie verläuft die sekundäre Wundheilung deutlich schneller und Wunden wie etwa ein Dekubitus heilen häufiger. Beim Wundverschluss bzw. der Wundheilung schneidet die Vakuumtherapie also deutlich besser ab als die übliche Wundversorgung. Bei anderen Kriterien wie etwa Schmerzen, Lebensqualität, Amputationshäufigkeit oder Sterblichkeit konnte das IQWIG indes weder Vorteile nach Nachteile erkennen.

Bei der Indikation „primäre Wundheilung“ von Operationswunden traten dem Bericht nach unter der Vakuumtherapie weniger Wundinfektionen auf. Das IQWiG sieht hier einen „Anhaltspunkt“ für einen höheren Nutzen der VVS. Ansonsten konnte das IQWIG keinen Zusatznutzen erkennen: Weder bei der Wundheilung noch bei der Komplikationsrate insgesamt. Dies ist aber nur ein vorläufiges Ergebnis der Nutzenbewertung. Bis zum 29. April können schriftliche Stellungnahmen eingereicht werden.

Foto:  © auremar - Fotolia.com

Hauptkategorien: Gesundheitspolitik , Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Chronische Wunden , Wundversorgung

Weitere Nachrichten zum Thema Chronische Wunden

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin