Datenlage zur Rauchentwöhnung mit E-Zigaretten bislang unklar

Ob E-Zigaretten wirklich bei der Rauchentwöhnung helfen, weiß man bis heute nicht. Klar ist nur, dass sie keinesfalls harmlos sind – Foto: tunedin - Fotolia
E-Zigaretten werden oftmals als Helfer bei der Rauchentwöhnung angepriesen. Ein Cochrane-Review kam zum Beispiel Ende 2014 zu dem Ergebnis, dass rund neun Prozent der Raucher, die E-Zigaretten benutzten, bis zu einem Jahr oder sogar länger mit dem Rauchen aufhören konnten. Die Studienautoren um Peter Hajek von der London School of Medicine sahen darin „ermutigende Ergebnisse“. Doch sie fügten hinzu, dass die Aussagekraft der Ergebnisse durch die geringe Anzahl der ausgewerteten Studien und teilnehmenden Raucher Einschränkungen unterliegen könnten. Genauso verhielt es sich auch mit anderen Übersichtsarbeiten. Je mehr Studien ausgewertet wurden, desto widersprüchlicher die Ergebnisse. Darum wird in der S3 Leitlinie zur Behandlung des abhängigen Tabakkonsums die E-Zigarette augenblicklich auch nicht zur Suchtentwöhnung empfohlen.
DKFZ empfiehlt die E-Zigarette nicht zum Rauchstopp
„Inwieweit E-Zigaretten beim Rauchstopp helfen können, ist bislang ebenso wenig abschließend geklärt, wie die Frage, ob sie junge Menschen sogar eher zum Rauchen verführen“, sagt Dr. Katrin Schaller von der „Stabsstelle Krebsprävention“ und dem „WHO-Kollaborationszentrum für Tabakkontrolle“ am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg. „Darum können wir nach aktuellem Wissensstand die E-Zigarette nicht zum Rauchstopp empfehlen“, so die Expertin anlässlich des Weltnichtrauchertag 2016.
Untermauert wird diese Zurückhaltung mit Daten, wonach 70 Prozent der E-Zigaretten-Nutzer einen dualen Konsum betreiben. Ein echter Rauchstopp sieht anders aus. Außerdem enthalten auch E-Zigaretten toxische Substanzen wie Propylenglykol, Formaldehyd, Acetaldehyd und nicht zuletzt Nikotin – Schadstoffe, die als überaus bedenklich und zum Teil als krebserregend gelten. „Gesund ist das alles nicht“, sagt Schaller. Wer also hin und wieder die Zigarette durch einen elektronischen Glimmstengel ersetzt, tut sich damit nicht wirklich etwas Gutes. „Gesundheitlich bringt das nicht viel - dafür ist ein vollständiger Rauchausstieg nötig“, meint Präventionsexpertin Schaller.
E-Zigaretten locken Jugendliche mit Aromastoffen
Uneinheitlich und widersprüchlich ist die Studienlage auch hinsichtlich des Raucheinstiegs. Zwei Studien kamen zu dem Ergebnis, dass diejenigen Jugendlichen, die mit E-Zigaretten eingestiegen waren, später eher rauchten als die anderen, die keine E-Zigaretten probiert hatten. Eine aktuelle Studie aus Frankreich kommt hingegen zu dem Ergebnis, dass die meisten Jugendlichen Raucher mit Zigaretten anfangen. „In beiden Fragestellungen sind also derzeit keine klare Aussagen möglich“, betont Präventionsexpertin Katrin Schaller.
Die Berliner Krebsgesellschaft weist unterdessen auf die potenziellen Gefahren für Jugendliche hin. Es bleibe zu befürchten, heißt es in einer Mitteilung zum Welt-Nichtrauchertag am 31. Mai, dass E-Zigaretten und E-Shishas die Reizschwelle für Jugendliche senkten, da die E-Inhalationsprodukte vielfach als gesündere Alternativen zum Rauchen beworben würden. Obendrein lockten die E-Produkte noch mit Aromen wie Erdbeere oder Schokolade. „Die Gefahr dabei: E-Zigaretten enthalten - neben anderen gesundheitsschädlichen Substanzen – eben auch den Suchtstoff Nikotin, der physisch und psychisch abhängig machen kann“, so die Berliner Krebsgesellschaft. Nicht zuletzt deshalb habe der Gesetzgeber den Verkauf von E-Zigaretten und E-Shishas an Kinder und Jugendliche seit dem 1. April verboten.
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