
Ein guter Ansatz gegen Angst bei Kindern vor der Einschulung: Vorm ersten Schultag zusammen den Schulweg gehen üben. – Foto: AdobeStock/Photographer YOSHI
Am 29. August ist an den meisten Schulen in Berlin der erste Schultag für die Erstklässler. Dieser häufig auch als Einschulung bezeichnete Tag ist üblicherweise mit bunten Bräuchen verbunden, die den Kindern diesen großen Schritt im Leben einfachen machen sollen. Launige Einführungsveranstaltungen an der Schule gehören dazu – oder dass Kinder von ihren Eltern eine Schultüte mit Gaben und Überraschungen geschenkt bekommen. Doch nicht alle Kinder nehmen das so locker, wenn sich zum ersten Mal so vieles auf einmal im Leben ändert und die Leistungsgesellschaft an die Tür klopft. Experten der „Barmer“ geben Eltern Tipps, um ihre Kinder liebevoll zu unterstützen – und sagen klar, welche Floskeln von früher sie am besten für sich behalten sollten.
Angst vor der Schule ist ganz natürlich
Die Einschulung markiert einen neuen Lebensabschnitt, der für die ganze Familie Veränderungen mit sich bringt. Die meisten Kinder freuen sich auf die Schule. Doch manchen ist dieses Glück nicht geschenkt. „Es ist nicht unnatürlich, wenn Kinder wegen der Schule Befürchtungen haben“, sagt Gabriela Leyh, Landesgeschäftsführerin der Barmer Berlin/Brandenburg.
Verboten: Sprüche wie „Jetzt kommt der Ernst des Lebens“
„Wichtig ist es, dass Eltern ihren Sprösslingen Mut machen, Neugier wecken und vielleicht von der eigenen Einschulung erzählen.“ Ausdrücklich ruft die Barmer-Landesgeschäftsführerinnen Eltern oder Großeltern ins Bewusstsein, dass vielleicht gut gemeinte, aber dennoch unbedachte Äußerungen zum Beispiel über den nun beginnenden „Ernst des Lebens“ für sich zu behalten. „Das kann ungewollt Versagensängste schüren, die Unvoreingenommenheit des Kindes und schlimmstenfalls das Selbstbewusstsein beschädigen“, sagt Leyh.
Vor dem ersten Schultag: Mit dem Kind den Schulweg gehen üben
Zu den großen Veränderungen gehört der neue Schulweg mit möglichen Gefahren im Straßenverkehr. „Eltern sollten die verbleibenden Tage vor der Einschulung dafür nutzen, mit dem Kind den Schulweg mehrmals abzulaufen und das Überqueren von Straßen zu üben. Das macht die Kinder sicherer und schont die Nerven der Eltern", sagt Leyh. Der Tag der Einschulung selbst sollte gefeiert werden. Kleine Überraschungen in der Schultüte, der Besuch der Großeltern und das Lieblingsessen machen den Tag für das Kind unvergesslich. Ob Ängste vor dem Schulanfang berechtigt waren, wird sich erst in den darauffolgenden Tagen und Wochen herausstellen.
Was tun, wenn Kinder geknickt nach Hause kommen?
Kommt das Kind wiederholt bedrückt nach Hause, klagt über Bauchschmerzen oder ist plötzlich ungewohnt still oder aggressiv, können dies Hinweise dafür sein, dass es sich in der Schule unwohl fühlt. „Kinder geben sich schnell selber die Schuld, wenn es Probleme gibt und verschließen sich, wenn sie Fragen beantworten sollen, die ihnen unangenehm sind“, sagt Leyh. Das beste was Eltern tun könnten, sei, viel Zeit mit dem Kind zu verbringen und genügend ruhige Momente zu schaffen, in denen sich das Kind öffnen kann.
Was hinter der Angst von Schulkindern stecken kann
Schulängst bei Kindern können vielerlei Ursachen haben. Hinter ihren Ängsten kann Folgendes stecken: Unwohlsein im unbekannten Schulgebäude zum Beispiel, Einschüchterungen durch ältere Mitschülern oder unangenehme Situationen im Unterricht. „Auch wenn aus der Sicht von Erwachsenen die Sorgen von Kindern unbegründet erscheinen, sollten Eltern diese ernst nehmen und nicht kleinreden“, sagt Barmer-Geschäftsführerin Leyh. „Es empfiehlt sich, die Klassenlehrerin oder den Klassenlehrer über die Schulängste zu informieren, um gemeinsam nach Lösungen suchen.“