Das Gehirn reinigt sich im Schlaf – und schützt sich so vor Krankheiten

Das Gehirn macht nur knapp 2 Prozent des Körpergewichts aus – aber es verbrennt etwa 20 Prozent der Gesamt-Energie des Menschen am Tag (ca. 500 Kilokalorien). Dieser enorme Energieumsatz hinterlässt Stoffwechsel-Abfallprodukte, die vor allem nachts, im Schlaf, vom körpereigenen Reinigungssystem beseitigt werden. – Foto: AdobeStock/Matthieu
Das Gehirn ist kein bewegbarer Muskel und macht nur 1,8 Prozent des Körpergewichts aus. Trotzdem ist es das Organ mit dem höchsten Energieverbrauch. Der enorme Energieumsatz unseres Gehirns führt dazu, dass dort täglich eine beträchtliche Menge an Stoffwechsel-Abfall, Zellresten und Proteinmüll entsteht. Erst in jüngster Zeit haben Wissenschaftler das „glymphatische System“ entdeckt, das unser Zentralnervensystem reinigt – vor allem, wenn wir schlafen. Längerfristiger Schlafmangel wie auch unbehandelte Ein- und Durchschlafstörungen können die gehirneigene „Müllabfuhr“ schwächen – und damit neurologische Erkrankungen wie Alzheimer begünstigen.
Abfallstoffe im Gehirn: Gedächtnis und Lernvermögen leiden
„Die Hauptaktivität des glymphatischen Systems findet zu 90 bis 95 Prozent nachts beziehungsweise im Schlaf statt“, heißt es in einer Mitteilung der CGC Cramer Gesundheits-Consulting GmbH. „Daher gehen Wissenschaftler davon aus, dass wir schlafen müssen, damit die ‚Gehirnwäsche‘ richtig erfolgt und unser Denkapparat gesund bleibt.“ Denn sei die Reinigung gestört, werde das Gehirn samt seiner Funktionstüchtigkeit beeinträchtigt: Dann lagern sich Abfallstoffe ab, was die Zellen unwiederbringlich schädigen kann. Tierversuche zeigen: Bei Mäusen, deren Hirnhaut-Lymphgefäße nicht intakt sind beziehungsweise altersbedingt schlechter funktionieren, läuft die Entsorgung von Abfallstoffen aus dem Gehirn verlangsamt ab. Die Tiere zeigen ein eingeschränktes Gedächtnis- und Lernvermögen.
Warum der Geist im Alter nachlässt
„Dies könnte auch beim Menschen erklären, warum im Alter die kognitiven Fähigkeiten der Wahrnehmung, des Lernens, Erinnerns und Denkens nachlassen und wie es zur Demenz kommt“, heißt es bei CGC weiter. Das Risiko für eine Minderung der kognitiven Fähigkeiten im Alter steigt demnach, wenn ein Mensch in der Lebensmitte unter Schlafstörungen leidet. Auch zeigen Gesunde bei längerem Schlafentzug typische Symptome psychiatrischer oder neurologischer Erkrankungen, zu denen auch die Alzheimer-Demenz gehört.
Schlafstörungen: Eine mögliche Ursache für Alzheimer
Bei Alzheimer lagern sich Beta-Amyloid-Proteine im Gehirn ab und bilden Verklumpungen (Plaques). Diese stehen in Verdacht die Gehirnzellen zu schädigen. Da Alzheimer-Patienten oftmals lange vor den ersten klaren Demenz-Anzeichen einen gestörten Schlaf haben, wurde untersucht, ob Schlafstörungen ursächlich an der Entstehung von Alzheimer beteiligt sind. Bei gesunden Mäusen wurde beobachtet, dass Beta-Amyloid (eine nervenschädigende Aminosäure-Verbindung) vom glymphatischen System beseitigt wird – und zwar doppelt so effektiv wie im Wachzustand.
Wie sich Schlafstörungen behandeln lassen
„Diese Erkenntnisse unterstreichen, wie wichtig es ist, für einen erholsamen Schlaf zu sorgen, um die Selbstreinigungskräfte des Gehirns dabei zu unterstützen, das zentrale Nervensystem leistungsfähig und gesund zu erhalten“, so die Einschätzung von Cramer Gesundheits-Consulting. Als Behandlungsoption bei längerfristigen Schlafstörungen eignen sich psychotherapeutische Verfahren (wie Verhaltenstherapie), aber auch Entspannungsverfahren (wie Autogenes Training).
Bei gravierenderen Schlafstörungen, die auch durch die genannten Verfahren nicht gelindert werden können, kommen schließlich synthetische Schlafmittel infrage. Die sollten allerdings nur für einen begrenzten Zeitraum täglich eingenommen werden (nicht länger als 14 Tage am Stück), raten Mediziner; und die Dosis sollte am Ende schrittweise – und nie abrupt – reduziert werden. Sonst bestehe die Gefahr, dass das Gegenteil des anvisierten Behandlungseffekts eintritt – und Schlafstörungen sogar noch zunehmen.
Baldrian und Hopfen: Ähnliche Wirkung wie körpereigene Schlafhormone
Als längerfristig einsetzbare Alternative zu chemischen Schlaftabletten gelten Kombi-Präparate mit den natürlichen Wirkstoffen Baldrian und Hopfen. Laut CGC entspricht deren Funktionsweise den Hormonen Adenosin und Melatonin – den körpereigenen Müdemachern: „Baldrian wirkt ähnlich wie Adenosin, welches das Schlafbedürfnis zum Abend hin steigert. Hopfen hat vergleichbare Effekte wie Melatonin, das die Schläfrigkeit fördert und die Körpertemperatur senkt.“ Die Baldrian- und Hopfenbestandteile in dem Schlafextrakt ergänzten sich in ihrer schlaffördernden Wirkung, ohne zu Tagesmüdigkeit oder Abhängigkeit zu führen.