Darmkrebs: Broccoli verstärkt Wirkung von Krebsmedikament

Broccoli könnte bei der Darmkrebstherapie helfen – Foto: Syda Productions - Fotolia
Nahrungsmittel können die Aktivität von körpereigenen Enzymen verändern und damit die Wirkung von Medikamenten beeinflussen. Bekannt ist der nachtteilige Effekt von Grapefruits auf Medikamente gegen Herzrhythmusstörungen und zur Senkung des Cholesterinspiegels: Grapefruit-Inhaltsstoffe hemmen ein körpereigenes Enzym, das für den Abbau dieser Medikamente in der Leber verantwortlich ist. Daher nehmen beim Konsum von Grapefruits die Nebenwirkungen dieser Medikamente zu.
Sulforaphan kommt in einer Reihe von Kohlsorten wie Broccoli vor. Ein Team um Prof. Shana Stirla untersuchte den Einfluss dieses Pflanzeninhaltsstoffes auf Darmzellen gesunder Personen und verschiedene Arten von Darmkrebszellen. Die Konzentration entsprach in etwa jener, die nach dem Verzehr von Broccoli in den Darm gelangt.
Broccoli verstärkt Wirkung von Darmkrebs-Medikament
Sulforaphan erhöhte in Darmkrebszellen die Konzentration einer Reihe von Enzymen, darunter jene des Enzyms AKR1C3. In Darmkrebszellen, die aufgrund der Krebserkrankung bereits eine deutlich erhöhte AKR1C3-Konzentration aufwiesen, sorgte die Broccoli-Substanz für eine weitere Konzentrationserhöhung. Auf Darmkrebszellen mit ursprünglich sehr geringen AKR1C3-Konzentration zeigte Sulforaphan keinen Einfluss. Ebenso wenig auf gesunde Darmzellen.
Das Enzym AKR1C3 ist zentral für die Wirkung eines Krebsmedikaments, das sich derzeit noch in Entwicklung und klinischer Erprobung befindet. Dieses Medikament mit der Bezeichnung PR-104A wird in einer inaktiven Form verabreicht und erst in Krebszellen durch das dort anwesende AKR1C3 in seine aktive Form umgewandelt. Wenn die Wissenschaftler die Darmkrebszellen mit Sulforaphan vorbehandelten, reichte weniger als ein Drittel der Dosis von PR-104A, um die Krebszellen abzutöten.
Broccoli hilft Dosis und Nebenwirkungen zu verringern
"Da Krebsmedikamente in der Regel starke Nebenwirkungen haben, sind Ansätze, die Medikamentendosis zu verringern, immer erstrebenswert“, so Studienleiterin Sturla. „Interessant an Sulforaphan ist, dass es natürlicherweise in unserer Nahrung vorkommt und in der von uns verwendeten Konzentration ungiftig ist“, sagt die ETH-Professorin. „Außerdem wirkte Sulforaphan in unseren Experimenten nur in Krebszellen und nicht in Zellen von gesundem Gewebe. Somit lassen sich Nebenwirkungen vermeiden.“
Nach diesen Ergebnissen in Zellkulturstudien möchten die Wissenschaftler in klinischen Studien mit Krebspatienten untersuchen, ob Sulforaphan eine Therapie mit PR-104A positiv unterstützt.
Foto: Syda Productions