Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Darmflora beeinflusst Erfolg der Immuntherapie bei Krebs

Mittwoch, 8. November 2017 – Autor:
Der Erfolg einer Immuntherapie bei Krebs wird auch von der Darmflora des Patienten beeinflusst. Günstige Bakterien verstärken die Wirksamkeit, Antibiotika machen sie weniger effektiv.
Darmflora

Die Bakterienbesiedelung im Darm beeinflusst die Wirksamkeit einer Immuntherapie – Foto: ©pixeljack - stock.adobe.com

Zwei neue Studien an Krebspatienten zeigen, wie die Zusammensetzung der Darmbakterien das Ansprechen auf eine Immuntherapie beeinflussen kann. Antibiotika machen solche Behandlungen weniger effektiv. Bei Patienten, die gut auf die Immuntherapie ansprechen, finden sich mehr günstige Bakterien im Darm.

Ein Team um Bertrand Routy vom Gustave Roussy Cancer Campus untersuchte Patienten mit Lungen- oder Nierenkrebs, die sich einer Therapie mit dem Immun-Checkpoint-Inhibitoren PD-1 unterzogen. Diese Behandlung ermuntert das Immunsystem, die Tumore anzugreifen.

Patienten, die wegen eine Blasenentzündung oder einer Zahnbehandlung zuvor Antibiotika eingenommen hatten, hatten eine geringere Überlebensrate als Patienten, die keine Antibiotika erhielten. Das ist kein Zufall, denn bei einer Antibiotika-Behandlung werden neben den für die Infektion verantwortlichen Keimen auch nützliche Bakterien im Darm eliminiert. 

Akkermansia muciniphila erhöhen Aktivität der Immunzellen

Die Analyse der Darmmikroben der Patienten zeigte, dass eine Vielzahl von Bakterien der Gattung Akkermansia muciniphila mit dem besten klinischen Ergebnis assoziiert war. Die Spezies war bei 69 Prozent der Patienten nachweisbar, die eine partielle Heilung erlebten beziehungsweise bei 58 Prozent der Patienten, bei denen das Tumorwachstum nicht weiter fortschritt.

Akkermansia muciniphila war jedoch nur bei 34 Prozent der Patienten nachweisbar, die nicht auf die Therapie ansprachen. Bei Mäusen, die mit Antibiotika behandelt wurden, erhöhte die Fütterung dieser Bakterien die Aktivität ihrer Immunzellen und verstärkte ihr Ansprechen auf die Immuntherapie.

Melanom: Bacteroidales schwächen Wirksamkeit der Therapie

In einer zweiten Studie untersuchten Forscher um Vancheswaran Gopalakrishnanvom MD Anderson Cancer Center der University of Texas Stuhl-Proben von 112 Patienten mit fortgeschrittenem Melanom, die ebenfalls PD-1-Inhibitoren einnahmen. Patienten, deren Mikrobiom mit den Bakterien Faecalibacterium und Clostridiales angereichert war, reagierten eher auf die Behandlung und hatten ein längeres, progressionsfreies Überleben.

Die Probanden mit den nützlichen Mikroben wiesen tendenziell mehr Immunzellen auf, was die Wahrscheinlichkeit erhöhte, dass diese die Tumore infiltrieren und abtöten konnten. Bei den Patienten, deren Darmflora stärker mit Bacteroidales-Bakterien angereichert war, war das Gegenteil der Fall.

Darmflora beeinflusst Erfolg  der Immuntherapie bei Krebs

Im Anschluss transplantierten die Forscher Mikroben der gut auf die Behandung ansprechenden Patienten auf keimfrei gehaltene Mäuse. Sie reagierten ähnlich stark auf die PD-1-Inhibitoren wie die menschlichen Probanden. Die Darmflora beeinflusst  also den Erfolg einer Immuntherapie bei Krebs. Die beiden Studien erschienen im Fachmagazin Science.

Foto: pixeljack/fotolia.com

Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Immuntherapie

Weitere Nachrichten zum Thema Immuntherapie

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin