Daniel Bahr will gegen Mengenausweitung vorgehen
Deutschland ist Weltmeister im Operieren. Warum die Zahl der Operationen und Krankenhausbehandlungen in Deutschland seit Jahren steigt und weit über dem OECD-Durchschnitt liegt, das diskutierten Experten auf der Konferenz „Mengenentwicklung im Krankenhausbereich - Managing Hospital Volumes“ in Berlin. Zu der Konferenz am 11. April hatte das Gesundheitsministerium gemeinsam mit der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) Experten von Krankenkassen, Krankenhausmanagement und Wissenschaft aus verschiedenen Ländern nach Berlin geladen.
Daniel Bahr erklärte, die Mengenausweitung lasse sich nicht allein durch die älter werdende Bevölkerung und auch nicht nur den medizinisch-technischen Fortschritt erklären. „Wir müssen uns die Frage stellen, ob nicht auch Fehlanreize bestehen“, so der Gesundheitsminister. Die Anreize müssten so gesetzt werden, „dass die Kliniken profitieren, die eine gute Behandlung anbieten und nicht die, die einfach nur mehr operieren".
Krankenkassen kritisieren ökonomische Fehlanreize
Nach neuesten OECD-Zahlen wird in Deutschland so viel operiert wie kaum in einem anderen Industriestaat. Mit 240 Klinikaufenthalten pro 1.000 Einwohner nimmt Deutschland einen Spitzenplatz unter den 35 OECD-Ländern ein. Der Durchschnitt liegt bei 155.
Daniel Bahr mahnte, die stetig steigende Mengenausweitung führe zu höheren Kosten und zu einer Arbeitsverdichtung in den Kliniken und belaste die Patienten und das medizinische Personal. Krankenkassen kritisieren dies schon seit längerem und sehen sich durch die Zahlen der OECD bestätigt. Es gebe Anzeichen, dass nicht nur aus medizinischen, sondern auch aus ökonomischen Gründen operiert wird, meinte der Vizevorsitzende des Kassen-Spitzenverbandes, Johann-Magnus von Stackelberg.
Die Bundesregierung hat bereits auf die Mengenentwicklung reagiert und die Deutsche Krankenhausgesellschaft, den GKV-Spitzenverband und den PKV-Verband beauftragt, einen gemeinsamen Forschungsauftrag zur Mengendynamik zu vergeben. Ziel ist es, Lösungsvorschläge für eine Leistungsentwicklung im medizinisch notwendigen Umfang zu entwickeln. Die Ergebnisse werden Ende Juni erwartet.
Foto: FDP-Fraktion