Creme könnte bei Neugeborenen Neurodermitis verhindern

Eincremen könnte Babys natürliche Haut-Barriere stärken – Foto: Marco Herrndorff - Fotolia
Die Zeitschrift bezieht sich dabei auf zwei Studien, die Prof. Thomas Werfel von der Medizinischen Hochschule Hannover auf dem 10. Deutschen Allergiekongress vorstellte. In einer in England und den USA durchgeführten Studie wurden 124 Neugeborene aus Risikofamilien für atopische Erkrankungen ab der 3. Lebenswoche bis zum 6. Lebensmonat mit einer auf den ganzen Körper aufgetragenen wirkstofffreien Creme behandelt. Die Kontrollgruppe blieb unbehandelt. Allein durch diese Maßnahme ließ sich das kumulative Risiko für die Entwicklung einer atopischen Dermatitis um 50 Prozent senken, berichtete Werfel.
Creme senkte bei Neugeborenen Neurodermitis-Rate
Eine Bestätigung finden diese Daten laut CME in einer ähnlich konzipierten japanischen Untersuchung. Auch in dieser Studie wurden aus Risikofamilien stammende Neugeborene, bei denen mindestens ein Elternteil oder Geschwister an einer atopischen Dermatitis erkrankt war, mit einer wirkstofffreien Basiscreme behandelt — in diesem Fall bis zur 32. Lebenswoche. Gegenüber unbehandelten Kindern ließ sich in dieser Studie das Auftreten der atopischen Dermatitis um 32 Prozent senken.
Sollten sich diese nach Einschätzung Werfels nahezu sensationellen Daten in größeren Studien bestätigen lassen, böte sich eine bei Risikokindern konsequent durchgeführte Basistherapie als kostengünstige Präventiv-Maßnahme im Hinblick auf die Entstehung beziehungsweise das Fortschreiten allergischer Erkrankungen an, heißt es weiter in dem Fachmagazin.
Creme stärkt die intakte Hautbarriere
Schützende Effekte einer entsprechenden Basistherapie ließen sich möglicherweise auch durch günstige Effekte auf die intakte Hautbarriere erklären. Tatsächlich gibt es nach Darstellung Werfels inzwischen klare Hinweise darauf, dass sich bei Patienten mit atopischer Dermatitis über die Haut auch eine Sensibilisierung gegenüber Nahrungsmitteln ausprägen kann — ein Grund mehr, gemäß den Empfehlungen der aktualisierten Neurodermitis-Leitlinie bei der Diagnostik und Therapie nicht nur auf die Haut zu achten, sondern auch typische Komorbiditäten wie Nahrungsmittelallergien, Asthma oder allergische Rhinitis im Auge zu halten.
Zusammenhang von Neurodermitis und Nahrungsmittel-Allergien
Die Möglichkeit einer Sensibilisierung gegen Nahrungsmittel über die Haut legen nun auch Ergebnisse einer britischen Untersuchung nahe, die bei 619 ausschließlich gestillten Säuglingen nach dem 3. Lebensmonat ein mehr als 6-fach erhöhtes Risiko für eine Sensibilisierung gegenüber Nahrungsmittel-Allergenen fand, wenn diese Kinder an einer atopischen Dermatitis erkrankt waren. Zudem fand sich eine klare Korrelation zwischen dieser Sensibilisierung und dem Schweregrad der atopischen Dermatitis.
Möglich wäre eine über die Haut entstehende Sensibilisierung gegen Nahrungsmittel etwa durch Hautkontakt mit Fremdproteinen, wie zum Beipspiel mit Erdnussproteinen. Neben hohen Raumluftkonzentrationen wäre eine Sensibilisierung auch über Pflegeprodukte oder Badezusätze, die man bei Neurodermitikern zurückhaltend oder am besten gar nicht einsetzen sollte, möglich. Gleiches gilt nach Empfehlung Werfels auch für den Zusatz von Kuhmilch im sogenannten Kleopatrabad.
Foto: Marco Herrndorf