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Covid-19-Therapie: Forscher wollen Antikörpertherapie mit Dexamethason kombinieren

Sonntag, 17. April 2022 – Autor:
Monoklonale Antikörper gegen das Coronavirus und das Kortison-Präparat Dexamethason werden zu unterschiedlichen Zeitpunkten in der Covid-Therapie eingesetzt. Jüngste präklinische Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass eine Kombination die besten Behandlungsergebnisse bringt. Klinische Studien müssen nun folgen.
Zwei Covid-Medikamente sind besser als eins: Studie legt Kombination aus Antikörpertherapie und Dexamethason nahe

– Foto: ©Adobe Stock/Piman Khrutmuang

Auch wenn Impfstoffe viele schwere Erkrankungen verhindert haben, ist die Pandemie noch nicht vorbei. Immer noch landen Menschen wegen einer Corona-Infektion im Krankenhaus, einige müssen künstlich beatmet werden, andere sterben. Darum sind wirksame Covid-Medikamente nach wie vor überlebenswichtig.

Dexamethason war Gamechanger auf der Intensivstation

Ein Gamechanger wurde im vergangenen Jahr mit Dexamethason gefunden. Das 60 Jahre alte Kortisonpräparat wird sauerstoffpflichtigen COVID-19- Patienten im Krankenaus gegeben. Es dämpft die überschießenden Entzündungsreaktionen des Körpers ein. Dexamethason kommt allerdings nur für schwer Kranke in Frage, weil es verschiedene Nebenwirkungen hervorrufen kann. Zum Beispiel Pilzinfektionen.

Im Gegensatz dazu, werden monoklonale Antikörper eingesetzt, bevor die Patienten schwer erkranken. Das Zeitfenster ist mit sieben Tagen nach Symptombeginn recht kurz. Antikörper fangen das Virus ab, heften sich an die Oberfläche des Spikeproteins und verhindern so, dass es in die menschlichen Zellen eintritt. Antikörpertherapien bekommen Menschen mit einem hohen Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf.

Antivirale und antientzündliche Therapien kombinieren

Beide Therapieansätze haben sich in der klinischen Praxis bewährt. Noch wirksamer könnte jedoch eine Kombination aus Antikörper- und Dexamethason-Therapie sein. Zu diesem Schluss sind Forscher der Charité, des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin (MDC) und der Freien Universität (FU) Berlin gekommen, als sie die Wirkmechanismen der antiviralen und antientzündlichen Therapien untersuchten.

An Hamstern konnte das Team aufzeigen, dass die Antikörper die Virusvermehrung effektiv unterdrücken, während das Kortison die überschießende Immunreaktion verhindert, die für Schäden an der Lunge und anderen Organen verantwortlich ist. „Das Kortison-Präparat unterdrückt das Immunsystem und hindert die Neutrophilen daran, Botenstoffe zu produzieren, die andere Immunzellen anlocken“, sagt Dr. Geraldine Nouailles von der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Infektiologie und Pneumologie  der Charité. „So verhindert das Medikament sehr effektiv eine Eskalation der Immunabwehr.“

Nur: Wenn das Immunsystem bereits verrücktspielt, nutzt die Virusunterdrückung nichts mehr. Denn nicht das Virus schädigt die Lunge, sondern die Abwehrzellen des Körpers. „Die Massen an Abwehrkämpfern, die herbeiströmen, können die Lunge regelrecht verstopfen. „Verschlossene Blutgefäße und instabile Gefäßwände können dann zu einem akuten Lungenversagen führen“, erklärt Dr. Emanuel Wyler, Forscher am MDC.

Klinische Studien erforderlich

Die besten Behandlungsergebnisse erreichte das Forscherteam, als es die antivirale mit der antientzündlichen Therapie kombinierte. Nach der aktuellen Datenlage eröffnen sich durch die Kombination ganz neue Zeitfenster in der Behandlung. Damit Patienten von den Vorteilen profitieren, müssen nun noch klinische Studien folgen. Denn in den medizinischen Leitlinien ist eine solche Kombinationstherapie bislang nicht vorgesehen.

Hauptkategorien: Corona , Medizin

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