Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

COVID-19: Sterblichkeit unter Pflegebedürftigen besonders hoch

Samstag, 20. Juni 2020 – Autor: anvo
Eine Studie zeigt: 60 Prozent der Corona-Toten wurden zuvor ambulant oder stationär gepflegt. Insgesamt ist die Sterblichkeit unter Pflegebedürftigen mehr als 50 Mal so hoch wie im Rest der Bevölkerung. Experten fordern nun mehr Tests und Schutzausrüstung für Pflegeeinrichtungen.
Pflegebedürftige, Corona

Pflegebedürftige sind besonders gefährdet, schwer an COVID-19 zu erkranken – Foto: ©amazing studio - stock.adobe.com

Pflegeheime gelten als Hotspots für schwere COVID-19-Erkrankungen. Das bestätigt nun eine aktuelle Studie. Demnach wurden 60 Prozent aller Corona-Toten zuvor in Pflegeheimen oder von ambulanten Pflegediensten betreut. Für die Studie hatten die Forscher bundesweit 824 Pflegeheime, 701 Pflegedienste und 96 teilstationäre Einrichtungen befragt.

Wie die Autoren weiter mitteilen, liegt der Anteil an mit SARS-CoV-2-Infizierten unter Pflegebedürftigen bei nur 8,5 Prozent. Dennoch ist der Anteil der Todesfälle durch COVID-19 sehr viel höher. Alleine in Pflegeheimen sei die Hälfte aller Corona-Toten zu finden – und das, obwohl nur knapp ein Prozent in solchen Einrichtungen lebe. Verglichen mit dem Rest der Bevölkerung sei die Sterblichkeit unter Pflegebedürftigen damit mehr als 50 Mal so hoch, erklärt Co-Autor Professor Heinz Rothgang von der Universität Bremen.

Auch Pflegekräfte stark gefährdet

Nicht nur die Pflegebedürftigen, auch die Pflegenden sind überdurchschnittliche oft von COVID-19 betroffen. Wie die Studie zeigt, liegt der Anteil der erkrankten Mitarbeiter in Pflegeheimen mit 18,9 Prozent sechsmal so hoch wie in der Normalbevölkerung.

Dennoch verzeichneten drei Fünftel der Pflegedienste und drei Viertel der Pflegeheime gar keinen Fall von COVID-19 – ein Ergebnis, das die Forscher überrascht hat. Für sie ist das ein Zeichen dafür, dass Schutzmaßnahmen generell erfolgreich sind. Doch wenn das Coronavirus einmal in ein Heim eingeschleppt wurde, verbreitet er sich offenbar schnell.

Erstinfektionen vermeiden

Der Fokus der Maßnahmen müsse also darauf liegen, Erstinfektionen zu vermeiden und den Erreger gar nicht erst einzuschleppen, so die Forscher. Dazu fordern sie regelmäßige Reihentests, deren Ergebnisse schneller vorliegen sollten, sowie eine bessere Versorgung mit Schutzmaterialien. In der Befragung beklagte jeder vierte Pflegedienst und jedes sechste Pflegeheim zu wenig Schutzausrüstung. Auch an Tests zu kommen, sei teilweise schwer gewesen.

Angesichts der Studie bemängelt die Deutsche Stiftung Patientenschutz, Bund und Länder hätten sich zunächst zu stark auf Krankenhäuser fokussiert. „5.250 Pflegebedürftige sind im Zusammenhang mit Covid-19 verstorben“, so Stiftungsvorstand Eugen Brysch in einer Stellungnahme. Dass jetzt in der ambulanten und stationären Pflege Vorsorge-Testungen vorgenommen werden könnten, sei daher zu begrüßen.

Foto: Adobe Stock / amazing studio

Hauptkategorien: Corona , Demografischer Wandel , Pflege
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Coronavirus , Ambulante Pflege , Pflegekräfte , Stationäre Pflege

Weitere Nachrichten zum Thema COVID-19

11.05.2020

Lungenentzündungen scheinen nicht die häufigste Todesursache bei COVID-19 zu sein. Zu diesem Ergebnis kommen Internisten und Rechtsmediziner vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). Demnach sterben viele COVID-19-Patienten an Thrombosen und Lungenembolien.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin