Covid-19-Immunantwort bei Kindern: Schwächer – aber länger

Wie das Immunsystem reagiert - hängt offenbar auch von einzelnen Lebensphasen ab. – Foto: AdobeStock/ShunTerra
Das Immunsystem von Kindern reagiert anders auf eine Corona-Infektion als das von Erwachsenen und baut in der Folge einen anderen Immunschutz auf. Eine gemeinsame Studie von vier Universitätsklinika aus Baden-Württemberg zeigte zum Beispiel, dass bei Kindern selbst nach zwölf Monaten noch eine Immunantwort nachweisbar war, diese allerdings über die Zeit deutlich an Stärke verloren hatte.
Kinder-Immunsystem: Serum-Antikörper mit zentraler Funktion
In der Studie untersucht wurden speziell Corona-Fälle mit milden und sogar asymptomatischen Verläufen. Es zeigte sich, dass die Immunsysteme verschieden reagieren: „Während bei Erwachsenen die Immunantwort vor allem von Gedächtnis-B- und -T-Zellen getragen wird, übernehmen bei Kindern spezifische Serum-Antikörper, die von Plasmazellen produziert werden, eine zentrale Funktion“, heißt es in einer Mitteilung des Universitätsklinikums Freiburg, das gemeinsam mit den Kollegen aus Klinika in Heidelberg, Tübingen und Ulm die Studie realisierte.
Antikörper nehmen ab – werden aber aktiver
„Wir fanden heraus, dass im Beobachtungszeitraum von einem Jahr spezifische Antikörper abnahmen, aber die neutralisierende Antikörperaktivität und -breite in beiden Altersgruppen zunahmen“, sagt Marta Rizzi, Forschungsgruppenleiterin an der Klinik für Rheumatologie und Klinische Immunologie des Universitätsklinikums Freiburg und Professorin für Immunologie an der Medizinischen Universität Wien. „Bestimmte Gedächtniszellen bleiben stabil und reifen mit der Zeit. Obwohl die Immunität gegen Sars-CoV-2 quantitativ abnimmt, hat sich die Qualität durch eine Reifung kontinuierlich gebessert, bei Kindern sogar deutlicher als bei Erwachsenen.“
„Pandemie hilft, Immunsystem in verschiedenen Altersgruppen besser zu verstehen“
Nach Interpretation der Studienautoren erweitern die gewonnenen Erkenntnisse das Verständnis für die Entwicklung des Immunsystems in verschiedenen Lebensphasen. Die festgestellten Unterschiede bei Kindern und Erwachsenen ließen sehr wahrscheinlich auch Rückschlüsse auf andere Virusinfektionen zu. „Die Covid-19-Pandemie hat uns dabei geholfen, das Immunsystem in unterschiedlichen Altersgruppen besser zu verstehen“, sagt Aleš Janda, Oberarzt an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Ulm und Co-Leiter der Studie.
Studie untersuchte speziell die Corona-Lage in Familien
Die Studie ist Teil der „Covid-19-Haushaltsstudie Baden-Württemberg“, einer gemeinsamen Initiative der Universitätskinderkliniken in Freiburg, Heidelberg, Tübingen und Ulm. Im jetzt vorgelegten Teil der Studie analysierten die Wissenschaftler die Dynamik der Immunantwort in 28 Familien bis zu zwölf Monate nach einer leichten oder asymptomatischen Infektion. Veröffentlicht wurde die Studie im internationalen Fachmagazin „Nature Communications“.