Covid-19 erhöht auch langfristig das Risiko für Diabetes
Covid-19 erhöht das Risiko für Diabetes auch langfristig. Das zeigt eine Studie. Das Auftreten während der akuten Infektion wurde bereits in der Anfangszeit der Pandemie beobachtet.
Forscher der University of St. Louis werteten dafür die Datenbanken des U.S. Department of Veterans Affairs aus. Sie erfassten 181.280 Teilnehmer mit positivem Covid-19-Test zwischen März 2020 und September 2021 und verglichen diese Daten mit mehr als 4 Millionen Teilnehmern aus dem gleichen Zeitraum und mehr als 4 Millionen Teilnehmern aus dem Zeitraum März 2018 und September 2019, also vor dem Auftreten des Virus.
Covid-19 erhöht auch langfristig das Risiko für Diabetes
Die Teilnehmer hatten vor der Aufnahme in die Studie keinen Diabetes und wurden im Schnitt ein Jahr nachbeobachtet, die Covid-19-positiven Probanden ab Tag 30 nach der Infektion. Mögliche Einfluss-Faktoren wie Alter, Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit, Body-Mass-Index, Rauchgewohnheiten, Komorbiditäten und Pflegebedarf wurden ebenfalls dokumentiert.
Verglichen mit der zeitgenössischen Kontrollgruppe hatten Teilnehmer mit Covid-19 ein um 40 Prozent erhöhtes Risiko für neu aufgetretenen Diabetes und ein um 85 Prozent erhöhtes Risiko für die Einnahme von Diabetes-Medikamenten. Das Risiko für Diabetes plus Einnahme von Diabetes-Medikamenten erhöhte sich insgesamt um 46 Prozent. Bei den meisten Fällen handelte es sich um Diabetes 2. Covid-19 erhöht also auch langfristig das Risiko für Diabetes.
Schwere der Covid-19-Erkrankung war relevant
Darüber hinaus stieg das Risiko mit zunehmender Schwere der akuten Covid-19-Erkrankung (zu Hause behandelt, im Krankenhaus behandelt, auf der Intensivstation behandelt). Doch selbst bei den Menschen, die die Krankheit zu Hause auskurieren konnten, war bereits ein deutlicher Anstieg des Risikos zu sehen. Ein weiterer relevanter Risikofaktor war Übergewicht, also ein BMI höher als 25.
Die Studie wurde im Fachmagazin Lancet Diabetes and Endocrinology veröffentlicht. Die Mechanismen, die dem Zusammenhang zwischen Covid-19 und dem Diabetes-Risiko zugrundeliegen, sind nicht ganz klar. Es gibt Hinweise darauf, dass SARS-CoV-2 die insulinproduzierenden Betazellen der Bauchspeicheldrüse angreifen könnte.
Virus kann Beta-Zellen befallen
Ein Team um Prof. Alexander Kleger von der Universitätsklinik Ulm brachte 2021 im Labor kultivierte Langerhanssche Inseln mit Viruspartikeln in Kontakt. Es zeigte sich, dass das Virus in der Lage ist, diese Zellen zu befallen und sich in ihnen zu vermehren. Die beiden körpereigenen Proteine TMPRSS2 und ACE2, die auf der Oberfläche der Betazellen vorhanden sind, dienen dem Virus dabei offenbar als Eintrittspforte.
In den infizierten Zellen beobachteten die Forschenden morphologische, transkriptionelle und funktionale Veränderungen: Sie enthielten etwas weniger Insulin-Granula, in denen das Hormon gespeichert wird. Auch ihre glukosestimulierte Insulinsekretion war verringert. Zugleich ließen sich aus dem Experiment keine Aussagen über die Langzeitfolgen des Virus-Befalls ablesen.