Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

COVID-19: Bewertungssystem sagt individuelles Risiko für schweren Verlauf voraus

Samstag, 21. November 2020 – Autor: anvo
Wie hoch das Risiko jedes einzelnen ist, im Falle einer SARS-CoV-2-Infektion einen schweren Verlauf von COVID-19 zu erleiden, ist schwierig. Nun haben Forscher ein neues Bewertungssystem entwickelt. Das Verfahren soll als konkrete Entscheidungshilfe im Praxisalltag, aber auch im Arbeitsschutz dienen.
Corona, COVID-19, Risikobewertung

Wie hoch ist das individuelle Risiko für einen schweren Verlauf? Forscher haben für die Vorhersage ein neues Bewertungssystem entwickelt. – Foto: ©jirsak - stock.adobe.com

Eine Infektion mit SARS-CoV-2 kann sehr unterschiedlich verlaufen. Dies hängt vor allem von individuellen Faktoren wie etwa Vorerkrankungen oder dem Alter der Betroffenen ab. Das individuelle Risiko eines Patienten für einen schweren COVID-19-Verlauf zu beurteilen, ist dabei für Ärzte gleichermaßen schwierig wie wichtig. Aber auch im Arbeitsumfeld der Beschäftigten ist es bedeutsam, einschätzen zu können, wer zur Risikogruppe für einen schweren Verlauf von COVID-19 gehört. Schließlich haben Betriebe und Unternehmen eine Fürsorgepflicht für ihre Angestellten.

Einschätzung des Risikos in vier Kategorien

Bei erhöhter Infektionsgefährdung am Arbeitsplatz mit gleichzeitig hohem individuellem Risiko für einen schweren COVID-19 Verlauf muss daher gegebenenfalls überlegt werden, wo besonders gefährdete Arbeitnehmer eingesetzt werden können. Ein von Forschern der Universität Erlangen-Nürnberg und der Ludwig-Maximilians-Universität München entwickeltes Bewertungssystem soll die Einschätzung nun unterstützen.

Für das Bewertungssystem werden in vier verschiedenen Kategorien Punkte vergeben — je nach Ausprägung der Risikofaktoren. Diese Kategorien, aus denen sich dann der sogenannte IKKA-Score zusammensetzt, sind:

  • Immunsuppression,
  • Krankheitsschwere bestehender Vorerkrankungen,
  • Komorbiditäten (Begleiterkrankungen) /Risikofaktoren nach Robert Koch-Institut (RKI)
  • Alter

Risiken bei der Beschäftigung einbeziehen

Anhand der Gesamtpunktezahl werden die Personen dann einer von vier Tätigkeitsgruppen zugeteilt, die wiederum Hinweise auf mögliche Einsatzmöglichkeiten enthalten. Dabei werden auch bereits vorliegende Empfehlungen des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) berücksichtigt.

Weitere Stärken des neuen Bewertungssystems seien, dass es die Risikobeurteilung vereinheitlicht, gleichzeitig übersichtlich sei und mit geringem Zeitaufwand durchgeführt werden könne, so die Erfinder. Bislang habe es keine einheitliche Vorgehensweise bei der individuellen Risikobestimmung von Arbeitnehmern gegeben.

Einheitliches Bewertungssystem für mehr Nachvollziehbarkeit

Das neue System soll einen Beitrag zum Schutz von sensiblen Gruppen am Arbeitsplatz leisten. Es biete zudem die Chance großer Transparenz und Nachvollziehbarkeit sowohl für Ärzte als auch für Patienten beziehungsweise Beschäftigte und Unternehmen. So könne es zu mehr Verständnis, Akzeptanz und Kooperation auf allen Seiten beitragen, so die Hoffnung der Forscher.

Foto: Adobe Stock / jirsak

Hauptkategorien: Corona , Gesundheitspolitik
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Coronavirus

Weitere Nachrichten zum Thema COVID-19-Verlauf

13.07.2020

Anhand spezieller T-Zellen lässt sich unter Umständen schon früh bestimmen, wie eine COVID-19-Erkrankung verlaufen wird. Das könnte Medizinern helfen, schwere Verläufe schon frühzeitig zu erkennen und entsprechende Maßnahmen einzuleiten.

25.11.2020

Die Anzahl der Corona-Neuinfektionen in Deutschland ist nach wie vor viel zu hoch. Eine Reduzierung der Anzahl der Infektionen gelingt nur mit guten Daten zum Infektionsgeschehen und darauf aufbauenden Regelungen zur Kontaktreduzierung. Das IGES Institut in Berlin, ein bekanntes unabhängiges Forschungs- und Beratungsinstitut für Infrastruktur- und Gesundheitsfragen, hat jüngst einen Pandemie-Monitor entwickelt. Im Rahmen dieses Monitors werden zahlreiche Daten zum Infektionsgeschehen für ganz Deutschland, die Bundesländer aber auch Landkreise und kreisfreien Städte aufbereitet sowie im Internet zur Verfügung gestellt. Was leistet der IGES Pandemie Monitor? Darüber sprach in einem Podcast Gesundheitsstadt Berlin mit dem Geschäftsführer des IGES Instituts, Prof. Dr. Bertram Häussler.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin