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Cortison bei Asthma-Anfall: Höhere Dosis = höherer Nutzen?

Dienstag, 23. Oktober 2018 – Autor: anvo
Erleben Asthma-Patienten eine Verschlechterung, kann eine vorübergehende Erhöhung der Cortisondosis die Symptome durchaus lindern – allerdings ist der Nutzen geringer, als viele denken.
Asthma, Exazerbation, Cortisondosis

Cortison ist nach wie vor Standardtherapie bei Asthma – Foto: ©Orawan - stock.adobe.com

Die Inhalation von Cortison gehört zur Standardtherapie bei Asthma. Droht eine Exazerbation (Verschlimmerung), kann eine vorrübergehende Erhöhung der Cortisondosis erwogen werden. Wie groß der dauerhafte Nutzen davon ist, haben britische Forscher nun in einer Studie untersucht. An der Analyse nahmen 1922 Jugendliche und Erwachsene teil, die aufgrund ihres Asthmas mit inhalativen Kortikosteroiden (ICS) und teilweise mit Add-on-Medikamenten behandelt wurden. Die Ergebnisse der Studie, die im New England Journal of Medicine veröffentlicht wurden, überraschten die Forscher selbst.

Cortisonerhöhung linderte Symptome weniger als gedacht

Während des Studienzeitraums sollten die Probanden bei ersten Anzeichen einer Exazerbation ihre Cortisondosis bis zu zwei Wochen lang vervierfachen. Die übrigen Teilnehmer sollten ihre ICS-Dosis auch bei Symptomverschlechterung beibehalten. Alle Teilnehmer durften Bronchodilatatoren anwenden.

In der Gruppe der Teilnehmer, die das Cortison erhöhten, erlebten 420 Personen eine schwere Exazerbation. Dies entspricht 45 Prozent der gesamten Gruppe. In der Gruppe ohne veränderte Cortisondosis erlebten 52 Prozent (484 Personen) eine signifikante Verschlechterung. Damit schnitt die Gruppe mit der Cortisonerhöhung um 17 Prozent besser ab – erwartet hatten die Studienautoren allerdings einen Rückgang um 30 Prozent.

Risiko für Pilzerkrankungen wird größer

Zudem erhöhte sich durch die vierfache Cortisonmenge auch die Zahl behandlungsbedürftiger Nebenwirkungen. Dazu gehörte vor allem der Befall der Mundschleimhaut mit Pilzen (orale Caididiasis). Besonderes Augenmerk legten die Autoren auch auf das Auftreten von Lungenentzündungen, da ICS im Verdacht stehen, bei Asthma und COPD das Pneumonie-Risiko zu erhöhen. In der aktuellen Studie zeigte sich jedoch keine Erhöhung des Risikos.

In einem Kommentar zur Studie erklärte der Asthma-Experte Professor Philip G. Bardin von der Monash University Melbourne, die Studie zeige, dass die Erhöhung der Cortisondosis Asthma-Exazerbationen nicht deutlich reduzieren könne. Es sei zwar möglich, dass einige Jugendliche und Erwachsene mit Asthma von dieser Behandlungsstrategie profitieren, so der Experte. Allerdings müsste in weiteren Studien erst noch geklärt werden, welche Untergruppe von Patienten dies sei.

Foto: © Orawan - Fotolia.com

Hauptkategorien: Medizin , Gesundheitspolitik
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