Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Coronavirus kann auch das Herz befallen

Mittwoch, 15. Juli 2020 – Autor: anvo
Das Corona-Virus kann auch Herzzellen infizieren und sich darin vermehren. Zudem ist es in der Lage, die Genaktivität infizierter Herzzellen zu verändern. Das haben Forscher des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf festgestellt. Die klinischen Auswirkungen sind indes noch unklar.
Corona, Herzmuskelentzündung

Durch SARS-CoV-2 könnte es auch zu Herzmuskelentzündungen kommen - ganz geklärt sind die Zusammenhänge jedoch noch nicht – Foto: ©scaliger - stock.adobe.com

Bei rund zwei Drittel der COVID-19-Patienten konnte das Corona-Virus SARS-CoV-2 auch im Herzgewebe nachgewiesen werden. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung eines Forscherteams um Prof. Dr. Dirk Westermann aus dem Universitären Herz- und Gefäßzentrum Hamburg des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE). Gemeinsam mit Forschern des Instituts für Rechtsmedizin des UKE haben die Wissenschaftler 39 verstorbene Herzpatientinnen und -patienten untersucht, die mit SARS-CoV-2 infiziert waren.

„Bisher wusste man nicht, in wie vielen Fällen SARS-CoV-2 auch das Herz befällt und – wenn es das tut – ob es sich in Herzzellen vermehren und dort krankhafte Veränderungen hervorrufen kann. Mit den nun vorliegenden Untersuchungsergebnissen haben wir deutlich mehr Klarheit“, erklärt Studienleiter Westermann. Bei 24 von 39 verstorbenen Corona-Patienten konnten die Forschenden im Herzgewebe das Corona-Virus SARS-CoV-2 nachweisen.

Klinische Auswirkungen auf Herzaktivität bislang unklar

In 16 Fällen fanden sie das Virus in Mengen, die klinische Auswirkungen hätten haben können (mehr als 1.000 Viruskopien pro Mikrogramm RNA). Bei fünf Patienten mit den höchsten Virusmengen identifizierten die Forschenden den Plus- und Minus-Strang des Virus-Erbguts. „Das ist das Zeichen, dass sich das Virus auch in der betreffenden Zelle vermehrt“, so Prof. Westermann.

Zwar konnten die Forscher zeigen, dass sich durch die Infektion die Herzzellen verändert haben. Ob dies allerdings Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf hat, können sie bisher nicht mit Sicherheit sagen.

Herzmuskelentzündung bei COVID-19 scheint selten zu sein

Das Wissenschaftlerteam hatte die Aktivität von sechs entzündungsfördernden Genen genauer unter die Lupe genommen. Bei den 16 Patienten mit der höchsten Viruslast war die Aktivität dieser Gene deutlich erhöht. „Dies hätte auf das Vorliegen einer Herzmuskelentzündung schließen lassen können. Gleichwohl haben wir keine typischen Kennzeichen einer solchen Entzündung – etwa das Einwandern von Entzündungszellen aus dem umliegenden Gewebe in den Herzmuskel – finden können. Unsere Ergebnisse unterstützen die bisherige Beobachtung, dass eine Herzmuskelentzündung im Zusammenhang mit COVID-19 nur sehr selten auftritt“, so Westermann.

Untersuchungen an lebenden Patienten sollen Erkenntnisse untermauern

Die durch die Infektion hervorgerufene veränderte Genaktivität in den Herzzellen könnte allerdings Langzeitfolgen für die Gesundheit von Betroffenen haben. Um das zu klären, seien künftig Reihenuntersuchungen an lebenden COVID-19-Patienten notwendig, so der Wissenschaftler. Bislang konnten die Erkenntnisse nur an verstorbenen Patienten festgestellt werden.

Die für die Studie untersuchten verstorbenen Personen(23 Frauen, 16 Männer) waren im Mittel 85 Jahre alt. Alle wurden zu Lebzeiten mit einem Rachenabstrich positiv auf das Corona-Virus SARS-CoV-2 getestet und hatten die für COVID-19 typische Lungenentzündung entwickelt.

Foto: © Adobe Stock/scaliger

Hauptkategorien: Corona , Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Coronavirus , Herz-Kreislauf-System

Weitere Nachrichten zum Thema Coronavirus

11.05.2020

Lungenentzündungen scheinen nicht die häufigste Todesursache bei COVID-19 zu sein. Zu diesem Ergebnis kommen Internisten und Rechtsmediziner vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). Demnach sterben viele COVID-19-Patienten an Thrombosen und Lungenembolien.

01.08.2020

Rund ein Fünftel der COVID-19-Patienten, die von Ende Februar bis Mitte April 2020 in deutschen Krankenhäusern aufgenommen wurden, sind gestorben. Das ergibt sich aus einer Studie unter Federführung des AOK-nahen Forschungsinstituts WIdO. In einer Altersgruppe lag die Sterblichkeit besonders hoch.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin