Schon länger gab es Hinweise darauf, dass Sars-CoV-2 nicht nur Atemwegsbeschwerden, sondern auch neurologische Symptome hervorrufen kann. Insbesondere wurde von zeitweisem Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns bei einigen Patienten berichtet. Die genauen Zusammenhänge sind aber noch unklar. Nun berichteten Wissenschaftler aus Wuhan, dass sich bei mehr als einem Drittel der von ihnen untersuchten Patienten Anzeichen für eine Schädigung des Nervensystems gezeigt haben. Zu den häufigsten Symptomen gehörten demnach Schwindel und Kopfschmerzen sowie Riech- und Geschmacksstörungen. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forscher im Fachmagazin „JAMA Neurology“.
Über die Riechnerven ins Gehirn
Für ihre Studie analysierten die chinesischen Wissenschaftler die Patientenakten, Laborbefunde und radiologischen Untersuchungen von 214 Probanden, die an Covid-19 erkrankt waren. 78 Patienten zeigten neurologische Symptome. Allerdings blieb bei Anzeichen wie Kopfschmerzen und Schwindel unklar, ob diese Ausdruck der Krankheit oder Teil einer systemischen Entzündungsreaktion waren.
Auch von SARS und MERS, ebenfalls auf Coronaviren zurückgehende Erkrankungen, weiß man, dass sie Schädigungen des Nervensystems bewirken können. Für beide Infektionen wurde belegt, dass die Viren über die Riechnerven in der Nasenhöhle ins Gehirn eingetreten waren. Im Gegensatz zu den SARS-Infektionen in den Jahren 2002/2003 zeigten sich diese Symptome bei dem neuartigen Coronavirus Sars-CoV-2 jedoch schon zu Beginn des klinischen Verlaufs.
Atemstillstand als Folge neurologischer Schäden?
Im Fall von Covid-19 wird nun diskutiert, ob etwa ein Atemstillstand auch Resultat neurologischer Schäden sein könnte - beispielsweise bei einer Entzündung des Hirnstamms. Angesichts der aktuellen Erkenntnisse sehen die Mediziner Pleasure, Green und Josephson in ihrem Editorial Neurologen künftig „an vorderster Front der Pandemie“. Die Autoren der Untersuchung halten es vor allem für wichtig, dass Ärzte bei Patienten mit entsprechenden neurologischen Symptomen auch eine Covid-19-Infektion in Betracht ziehen.
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