Corona: So hoch ist die Ansteckungsgefahr im Fußballstadion
Zu Beginn der vergangenen Saison waren bei vielen Spielen der ersten, zweiten und dritten Fußballbundesliga bis zu 10.000 Zuschauer im Stadion erlaubt. Wissenschaftler des RWI – Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung und der SDU University of Southern Denmark in Sonderborg haben diese Großereignisse nun in Hinblick auf das Infektionsgeschehen untersucht. Dabei wurden die unterschiedlichen Hygienekonzepte und die Zahl der Zuschauer berücksichtigt. Die Ergebnisse wurden jetzt in der Fachzeitschrift „The Econometrics Journal“ veröffentlicht.
Infektionen vor allem bei Spielen der ersten Bundesliga
Die gute Nachricht zuerst: Die Studie stellt bei einer Gesamtbetrachtung aller Ligen keine signifikanten Auswirkungen der Spiele auf das Infektionsgeschehen fest. Die schlechte: Werden nur die Fußballspiele der ersten Bundesliga und mit höheren Zuschauerzahlen betrachtet, kam es zu einem signifikanten Anstieg der Corona-Infektionen.
Demnach führten Spiele der ersten Bundesliga an den ersten beiden Spieltagen im Schnitt zu 0,6 Infektionen mehr pro 100.000 Einwohner pro Tag. Dies entspricht im betrachteten Zeitraum einem lokalen Anstieg der Infektionsraten um etwa sieben bis acht Prozent.
Die Maske macht den Unterschied
Doch Spiel ist nicht gleich Spiel und Hygienekonzept nicht gleich Hygienekonzept: Der Studie zufolge ist der Anstieg auf jene Spiele zurückzuführen, bei denen die Masken lediglich auf den Wegen zum Platz getragen werden mussten. Spiele mit strenger Maskenpflicht – das heißt permanente Tragepflicht auch am zugewiesenen Platz – haben dagegen nicht zu höheren Infektionszahlen geführt.
„Die Studie deutet darauf hin, dass Sportveranstaltungen mit vielen Zuschauern ein erhöhtes Infektionsrisiko darstellen, wenn im Stadion keine konsequente Maskenpflicht gilt“, sagt Studienautor Philipp Breidenbach, stellvertretender Leiter des Forschungsdatenzentrums Ruhr am RWI. „Gute Hygienekonzepte im Stadion scheinen das Risiko wirksam zu reduzieren, zumindest bei Spielen mit begrenzter Zuschauerzahl.“
Studiendesign
Die Studie „Large-scale sport events and COVID-19 infection effects: Evidence from the German professional soccer ‚experiment’“ verglich die lokale COVID-19-Infektionsentwicklung in den Landkreisen, in denen ein Profifußballspiel mit mindestens 1.000 Zuschauern stattfand, mit der Entwicklung in Landkreisen, in denen keine Profimannschaften beheimatet sind. Die Untersuchung ist somit unabhängig von dem in der Praxis schwierigen Nachweis der tatsächlichen Infektionsorte. Bisherige lokale Analysen, die keine Infektionen im Stadion aufgezeigt haben, bezogen sich nur auf die Infektionen, bei denen Gesundheitsämter den tatsächlichen Infektionsort nachweisen konnten.