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Corona-Pandemie: Lebenserwartung sinkt – vor allem im Osten

Freitag, 19. August 2022 – Autor:
2021, im zweiten Jahr der Corona-Pandemie, ist die Lebenserwartung etwas stärker zurückgegangen als im Jahr zuvor. Im internationalen Vergleich steht Deutschland vergleichsweise gut da. Was der nationale Durchschnittswert verdeckt: Die regionalen Unterschiede sind groß.
Heiligenfiguren an der Dachbalustrade der Frauenkirche in Dresden.

Vor der Corona-Pandemie war die Lebenserwartung in Deutschland noch angestiegen. Seither sinkt sie. Hiervon besonders betroffen ist die Südhälfte Ostdeutschlands. (Im Bild: Heiligenfiguren auf der Dresdner Frauenkirche.) – Foto: AdobeStock/UllrichG

Die Lebenserwartung ist im zweiten Jahr der Corona-Pandemie – 2021 – etwas stärker zurückgegangen als 2020. Im internationalen Vergleich steht Deutschland zwar weiterhin relativ gut da. Allerdings zeigen erstmalige Berechnungen des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) für die Ebene der Bundesländer: Hinter scheinbar moderaten nationalen Durchschnittszahlen verbergen sich erhebliche regionale Unterschiede. In einigen Teilen Deutschlands ist die Lebenserwartung stark gesunken. Besonders betroffen: Länder im Osten mit unterdurchschnittlicher Impfquote.

Verlust an Lebenserwartung: Bei Männern stärker als bei Frauen

Den Berechnungen des Bundesinstituts zufolge ging die durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt in Deutschland im Verlauf des ersten Corona-Jahres 2020 bei Männern um 0,2 Jahre und bei Frauen um 0,1 Jahr zurück. Als 2021 die Alpha- und Delta-Varianten des Corona-Virus dominierten, sank sie bei Männern um weitere 0,4 und bei Frauen um 0,3 Jahre.

Der Süden Ostdeutschlands ist besonders betroffen

Die regionalen Unterschiede waren laut BiB dabei allerdings „gravierend“. So lagen in den besonders von Corona-Wellen betroffenen Bundesländern Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen lag die Lebenserwartung von Männern 2021 im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie rund eineinhalb Jahre niedriger, bei Frauen etwas mehr als ein Jahr. Alle drei Länder liegen nach den aktuellen Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) bei der Impfquote („vollständig Geimpfte“)  unter dem Bundesdurchschnitt von 76 Prozent. Sachsen belegt mit 64 Prozent unter allen Bundesländern sogar den letzten Platz.

„In der Betrachtung zwischen 2019 und 2021 haben die südlichen Regionen Ostdeutschlands die stärksten Rückgänge verzeichnet“, erklärt Markus Sauerberg, Mortalitätsforscher am BiB. „Dabei gingen nicht nur Lebensjahre bei älteren Personen verloren. Bei Männern trug auch eine erhöhte Sterblichkeit im mittleren Alter zwischen 45 und 70 Jahren erheblich zu dieser Entwicklung bei.“

Entgegen dem Trend: Im Norden stieg die Lebenserwartung

Am anderen Ende der Skala steht Schleswig-Holstein – hier kletterte die Lebenserwartung zwischen 2019 und 2021 bei Männern sogar um 0,2 Jahre, während Frauen einen vergleichsweise geringen Rückgang um minus 0,2 Jahre zeigten. Westdeutsche Bundesländer hatten den Zahlen des BiB zufolge in den Jahren 2020 und 2021 vergleichsweise geringe Rückgänge der Lebenserwartung zu verzeichnen.

Rückgang bei Lebenserwartung: Zuletzt so stark am Ende der DDR

Vor dem Beginn der Pandemie war die durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt in Deutschland jährlich um etwa 0,1 Jahr gestiegen. Eine sinkende Lebenserwartung von mehr als einem Jahr ist dem Bundesinstitut zufolge außerhalb von Kriegszeiten sehr ungewöhnlich: „Rückgänge in dieser Größenordnung wurden letztmals zum Ende der DDR verzeichnet“, betont Sebastian Klüsener, Forschungsdirektor am BiB.

Hauptkategorie: Corona
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