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Corona-Pandemie: Fast jeder Zweite hat mehr Stress

Mittwoch, 1. Dezember 2021 – Autor:
Die Zahl der stark unter Stress stehenden Deutschen hat sich in den vergangenen acht Jahren um 30 Prozent erhöht. Das zeigt die repräsentative „Stress-Studie“ der Techniker Krankenkasse (TK). Die Corona-Krise hat diesen Trend verstärkt. Besonders gestresst sind hier Familien mit Kindern und Homeoffice.
Gestresster Vater vorm Laptop im Homeoffice - und zwei kleine Mädchen, die Faxen machen.

Schule, Studium und Beruf: Sie liegen auf Platz eins der Faktoren, die bei den Deutschen Stress verursachen. Seit Beginn der Coronazeit besonders verstärkt hat sich der Stress bei Familien mit Kindern und mit Homeoffice. – Foto: AdobeStock/Romolo Tavani

Deutschland steht unter Stress: Das zeigt die jetzt zum dritten Mal vorgelegte Stress-Studie der Techniker Krankenkasse (TK). Fast zwei Drittel der Deutschen (64 Prozent) fühlen sich mindestens manchmal gestresst, mehr als ein Viertel (26 Prozent) sogar häufig.  „Es zeigt sich, dass der subjektiv empfundene Stress bei den Menschen in den vergangenen Jahren noch einmal signifikant zugenommen hat", erklärt der Vorstandsvorsitzende der TK, Jens Baas. „Im Vergleich zu unserer ersten Studie von 2013 verzeichnen wir bei den häufig Gestressten einen Anstieg um 30 Prozent" – schon unabhängig von Corona.

Covid-19-Pandemie: Stress-Erleben nochmals intensiviert

Die Covid-19-Pandemie hat das Stresserleben der Deutschen noch einmal intensiviert. Fast jeder zweite Befragte (47 Prozent) gab in der Studie an, dass das Leben in der Pandemie mit einem zunehmenden Stress-Erleben verbunden sei. Hinter diesem Durchschnittswert verbergen sich aber deutliche Unterschiede zwischen einzelnen Bevölkerungsgruppen. Familien mit Kindern im Haushalt fühlen sich der Studie zufolge stärker gestresst (60 Prozent) als Haushalte ohne Kinder (43 Prozent). Besonders gestresst sind Erwerbstätige im Homeoffice mit mindestens einem Kind (64 Prozent) im Vergleich zu Beschäftigten im Homeoffice ohne Kind (42 Prozent).

Mehr Sorge um erkrankte Angehörige

„Bei den Stressgründen erkennen wir einen deutlichen Einfluss der Corona-Pandemie“, sagt Prof. Dr. Bertolt Meyer von der TU Chemnitz, der die Daten für die TK ausgewertet hat. Habe in früheren Befragungen die Sorge um nahestehende erkrankte Angehörige eine untergeordnete Rolle, sei sie jetzt auf Platz drei der häufigsten Stressgründe vorgerückt. Auffällig sei auch, dass der Belastungsfaktor „Teilnahme am Straßenverkehr" in der aktuellen Befragung vom vierten auf den siebten Platz gerutscht ist. Der Grund: „Durch Homeoffice mussten nicht mehr so viele Beschäftigte regelmäßig pendeln", so Meyer. „Dafür haben aber die Konflikte in der Partnerschaft zugenommen."

Die fünf häufigsten Stressfaktoren

  1. Schule, Studium, Beruf (47 Prozent)
  2. hohe Ansprüche an sich selbst (46 Prozent)
  3. Krankheit von nahestehenden Menschen (31 Prozent)
  4. Konflikte in Partnerschaft/Familie (26 Prozent)
  5. ständige Erreichbarkeit durch Smartphone/Social Media (25 Prozent)

(Mehrfachnennungen möglich; Quelle: TK-Stress-Studie „Entspann dich, Deutschland!, 2021)

Stress geht auf Körper und Psyche

Vor allem lange Stressphasen hinterlassen bei der Gesundheit der Betroffenen Spuren. „Neben körperlichen Beschwerden wie zum Beispiel Rückenschmerzen, Kopfschmerzen und Magenbeschwerden kann Dauerstress auch auf die Psyche gehen", sagt TK-Chef Baas. „Die Bandbreite reicht bis hin zu Erschöpfung und Depressionen."

Die häufigsten Stress-Symptome

Die in der Studie Befragten mit hoher Stressbelastung berichten von folgenden Stress-Symptomen (Mehrfachnennungen möglich):

  • Erschöpfung (80 Prozent)
  • Schlafstörungen (52 Prozent)
  • Kopfschmerzen und Migräne (40 Prozent)
  • Niedergeschlagenheit beziehungsweise Depressionen (34 Prozent).

Krankenstand: Psychische Probleme erneut ganz vorne

Der TK-Studie zufolge hat Stress hat aber nicht nur Auswirkungen auf die individuelle Gesundheit, sondern auch auf die Gesellschaft, insbesondere im Arbeitsleben – sie führt demnach auf Dauer zu einem hohen Krankenstand in den Unternehmen. „Seit Jahren steigen die psychisch bedingten Fehlzeiten, zu denen auch Erschöpfung gehört“, zeigt eine Analyse der Patientendaten von TK-versicherten Erwerbstätigen. 2020 machten psychisch bedingte Fehlzeiten mit 20 Prozent erneut den höchsten Anteil am Gesamt-Krankenstand aus.

Entspannungsstrategien: Die Top Five

Um für mehr Ausgleich im Alltag zu sorgen, setzen die von Stress betroffenen Menschen auf ganz unterschiedliche Strategien. In der TK-Studie wurden diese fünf am häufigsten genannt (Mehrfachnennungen möglich):

  1. Hobbys (80 Prozent)
  2. spazieren gehen oder Gartenarbeit (77 Prozent)
  3. gemütlich faulenzen (71 Prozent)
  4. musizieren oder Musik hören (69 Prozent)
  5. Treffen im Freundeskreis und mit der Familie (68 Prozent).

Entspannend während Corona: Dinge, die auch alleine Spaß machen

Auch hier zeigt sich laut TK ein Einfluss von Corona. Bertolt Meyer, TK-Datenanalytiker und  Professor für Arbeits- und Organisationspsychologie, sagt: „Soziale Aktivitäten wie Freunde und Bekannte treffen lagen 2016 noch auf dem dritten Platz der Entspannungsstrategien. Das war durch die Pandemie im Befragungszeitraum nur eingeschränkt möglich. Stattdessen haben die Menschen sich bei Tätigkeiten erholt, die sie auch alleine machen können wie zum Beispiel ihrem Hobby nachgehen, Gartenarbeit oder Musik hören." Als besonders wirksame Form von therapeutischer Freizeit gilt Heimwerken.

Daten und Fakten zur Stress-Studie der TK

Der Stress-Studie „Entspann dich, Deutschland!"  liegt eine bevölkerungsrepräsentative Umfrage des Forsa-Instituts zu Grunde. Im Auftrag der TK befragte das Berliner Meinungsforschungsinstitut bundesweit 1.000 Menschen ab 18 Jahren. Die Befragung fand im März 2021 statt – mitten im zweiten Corona-Lockdown.

Hauptkategorie: Gesundheitspolitik
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