Corona-Masken, die keiner haben will: So wird ein Berliner Unternehmer von der Regierung im Stich gelassen

Nico Feichtinger hat viel Kapital in die Produktion von OP-Masken investiert. Auf die Versprechen der Regierung ist der Berliner Unternehmer hereingefallen – Foto: Copyright: Typ IIR GmbH
Wir erinnern uns: Gesichts-Masken wurden uns zu Beginn der Pandemie ausgeredet, weil es die Regierung versäumt hatte, Schutzausrüstung für den Ernstfall vorzuhalten. Dann folgten verzweifelte Hilferufe seitens der zuständigen Ministerien, Masken aller Art mit allen Mitteln zu beschaffen. Unternehmern wurde weitreichende Unterstützung zugesagt, wenn sie denn in die Produktion einstiegen. Wirtschaftsminister Peter Altmaier versprach verschiedene Förderprogramme für deutsche Unternehmen, um unabhängiger von China zu werden.
OP-Masken aus Marzahn
Nico Feichtinger hört den Hilferuf und wird tätig. Der Geschäftsführer eines kleinen Unternehmens für Klimatechnik in Berlin-Marzahn steigt im Sommer 2020 in die Maskenproduktion ein und gründet dafür sogar eine eigene Firma, die Typ IIR GmbH. 600.000 Euro investiert er nach eigenen Aussagen insgesamt in den Umbau, die Produktions- und Verpackungsanlagen sowie in die umfangreichen Zertifizierungsmaßnahmen. Auf seinen Förderantrag hin, bekommt er 120.000 Euro Zuschuss von der Investitionsbank Berlin (IBB). Nicht viel angesichts des investierten Eigenkapitals, aber immerhin. „Ich wurde förmlich angefleht, eine regionale Maskenproduktion zu errichten“, erinnert sich Nico Feichtinger heute.
Nur der Preis zählt
Doch nun bleibt der Unternehmer auf seiner Ware „Made in Berlin“ sitzen. Eine halbe Million OP-Masken liegen derzeit in seinem Lager auf Halde - Masken die keiner haben will. Denn gegen die Billigkonkurrenz aus Fernost hat er als deutscher Hersteller keine Chance. „Bei öffentlichen Ausschreibungen zählt genau ein Kriterium: der Preis“, erzählt Feichtinger. Niemanden interessiere sich für Herkunft oder Qualität der Masken, auch kurze Lieferketten durch regionale Vorprodukte oder Nachhaltigkeit seien „absolut kein Thema.“ Viele dieser Ausschreibungen seien schon vergeben, bevor sie überhaupt veröffentlicht werden, klagt der Unternehmer an. „Mit der Benachrichtigung, nicht den günstigsten Preis geboten zu haben, erfährt man auch, wer das Rennen gemacht hat: Importeure, die billige Masken aus Fernost an die öffentliche Hand verkaufen.“
Versuche, Berliner Kliniken mit Berliner Masken zu beliefern, seien ebenfalls gescheitert, erzählt er weiter. Mehrfach sei ihm mitgeteilt worden, dass man Masken in China kaufe. „Dies gilt auch für einen Großteil der Berliner Behörden“, sagt Feichtinger.
Behörden kaufen lieber Ware aus China
Einen Bruchteil seiner Produktion verkauft er aktuell an Großhändler und Apotheken. Dabei gab es Versprechungen seitens der Regierung, die in Deutschland produzierten Masken bei den Produzenten direkt einzukaufen. Doch dazu ist es laut Feichtinger nie gekommen. „Trotz intensivster Bemühungen, gab es keine Möglichkeit der Zusammenarbeit. Wir wurden von einer Behörde zur nächsten verwiesen, ohne Erfolg.“
Der ganze Aufwand hat sich für den Berliner Unternehmer nicht gerechnet. Nicht nur, dass er auf seiner Ware sitzenbleibt, auch der Zuschuss von der Investitionsbank ist strittig, da die Förderung mit einer Vielzahl von Bedingungen verbunden ist. So muss zum Beispiel die Maschine über fünf Jahre in Betrieb sein und dabei gewisse Umsätze erwirtschaften. Feichtinger: “In der jetzigen Situation gehen wir stark davon aus, die Förderung zurückzahlen zu müssen.“