Corona: Fünf mögliche Fehler beim Fieber-Screening

Fieberscreening in Firmen, Unternehmen, Hotels oder Krankenhäusern soll Corona-Hotspots verhindern helfen. – Foto: ©APchanel - stock.adobe.com
Die Coronavirus-Erkrankung COVID-19 kann mit ähnlichen Symptomen beginnen wie die gewohnten Erkältungen oder eine Grippe. Von den elf gängigen Symptomen dieser Infektionskrankheiten gelten nach wissenschaftlichen Erkenntnissen drei als mögliche Indikatoren für COVID-19. Das einzige Hauptsymptom, das dabei objektiv messbar ist, ist Fieber. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) und Robert-Koch-Institut (RKI) stellt Fieber eines der häufigsten Symptome bei COVID-19-Patienten dar.
Um auch in der kühlen Jahreszeit weiterhin Geschäfte, Schulen, Büros sowie andere Einrichtungen offen zu halten, sind Fiebermessungen im Eingangsbereich von Gebäuden ein elementarer Bestandteil der gegen das Coronavirus aufgestellten Hygienekonzepte. Hierbei können mobile oder fest eingebaute Temperaturscanner oder Wärmebildkameras zum Einsatz kommen, die innerhalb von Millisekunden messen und bei Fieber Alarm schlagen. Allerdings „kommt es dabei aufgrund von fünf Störfaktoren größtenteils zu fehlerhaften Messungen“, warnt der Sicherheitstechnikhersteller Kentix aus dem rheinland-pfälzischen Idar-Oberstein.
Um eine erhöhte Temperatur sicher festzustellen und keine Falschmessungen zu provozieren, darf die Messung jedoch nur eine Ungenauigkeit von 0,3 Grad vorweisen. Tests weisen jedoch darauf hin, dass Messungen aufgrund verschiedener Faktoren zu ungenau sein können. Damit wären sie unbrauchbar. Deshalb ist es wichtig, dass die Verantwortlichen in Unternehmen, Institutionen oder Behörden diese potenziellen Störfaktoren im Blick haben.
Störfaktor 1: Staub, Schmutz und Luftfeuchtigkeit
Temperaturmessung findet in der Regel berührungslos statt. Deshalb können Störfaktoren aus der Umgebung des Orts, an dem das Messgerät steht, die Temperatur verfälschen. Mögliche Störfaktoren auf dem Übertragungsweg zwischen Thermometer und Messobjekt können sein:
- Staub- und Schmutzpartikel sowie
- Feuchtigkeit in Form von Dampf und Gasen in der Umgebungsluft.
Im Zuge dessen können Thermometer höhere oder geringere Temperaturen anzeigen, als real vorhanden sind. Für die präzise Ermittlung der Körpertemperatur muss der Messvorgang außerdem zwingend in geschlossenen Räumen stattfinden. Messungen draußen oder im Eingangsbereich sind nur mäßig aussagekräftig. Fieberscreenings sollten daher immer innerhalb des Büros, des Geschäftes oder der Schule durchgeführt werden.
Störfaktor 2: Falscher Messabstand
Ein weiterer potenzieller Störfaktor ist der Messabstand. Ist der größer als vorgeschrieben, kann es passieren, dass nicht nur anvisierte Hautpartien wie die Stirn gemessen werden, sondern beispielsweise auch Umgebungsbereiche mit anderen Temperaturen (Beispiel: Mund-Nasen-Bedeckung). Deshalb sollten die Herstellerangaben zum optimalen Messabstand des Fieberscreeners immer genau beachtet werden. Besonders gute Geräte erfassen automatisch die Distanz zwischen Messobjekt und -gerät, sodass eine Messung erst ausgelöst wird, wenn auch der optimale Abstand erreicht ist.
Störfaktor 3: Gruppenmessungen von vorbeigehenden Personen
In vielen Flughäfen, Bahnhöfen und auch Produktionsstätten sind Fieberscreenings von ganzen Menschengruppen zu beobachten. Hierbei werden Wärmebildkameras eingesetzt. Unterschiedliche Messabstände von Gerät zu Personen, eine Brille im Gesicht oder eine Kopfbedeckung können Fiebermessergebnisse verfälschen. Eine gezielte Messung über die Augeninnenseite, die eine der technischen Lösungen darstellt, wird spätestens durch Laufbewegungen enorm erschwert.
Störfaktor 4: Falsche Körperstelle
Wenn die Temperatur an der falschen Körperstelle gemessen wird, kann es auch hier zu Unzuverlässigkeiten kommen. Insbesondere die vollzogenen Massentests vor Geschäften oder Schulen werden oft an einer sehr leicht zugänglichen, aber offenbar weniger geeigneten Körperstelle durchgeführt – dem Gesicht. Die Messung im Gesicht findet an der Hautoberfläche statt. Im Gegensatz zu oralen Thermometern, die die Körperkerntemperatur berechnen, liefern diese jedoch nur ein oberflächliches Maß. Diese kann variieren, wenn eine Person beispielsweise einen Sonnenbrand hat, schwitzt oder gerade von draußen hereingekommen ist. Gerade in kalten Jahreszeiten ist die Oberflächentemperatur aufgrund der Außentemperatur deutlich geringer.
Auch wenn das Thermometer ausgerechnet den Bereich misst, der von einer Mund-Nasen-Bedeckung verhüllt ist, kann fälschlicherweise Fieber entdeckt werden: Masken sind durchs ständige Ausatmen besonders aufgewärmt ist. Hersteller von Fieberscangeräten behaupten: Als einzige Stelle im Gesicht liefere die Arterie an der Augeninnenseite eine verlässliche Messung.
Faktor 5: Thermometer oder Scanner-Optik verschmutzt
Zuletzt kann auch das Thermometer an sich der Grund für Messfehler sein, denn so sauber wie die zu messende Oberfläche sollte auch das Thermometer selbst sein. Eine Messung von Infrarotstrahlen des Körpers ist eine rein optische Messung. Voraussetzung für genaue Messungen ist, dass die Linse dieser Messgeräte immer sauber ist. Ist die Linse verschmutzt, kann das Gerät nicht richtig messen – vergleichbar mit einer schmutzigen Brille, durch die man nicht richtig sehen kann. Auch Atemdampf in der kalten Jahreszeit kann Messergebnisse irritieren. Deshalb: Thermometer und dessen Sensoren jederzeit sauber halten. Bei stationären Geräten zum Fieberscreening, die völlig kontaktlos funktionieren, ist die Gefahr von Verschmutzungen durch unbeabsichtigte Berührungen geringer.
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