Corona Fakten: Was die Wissenschaft bis dato über das neue Virus weiß

Das Coronavirus bedroht die Menschheit. Umso wichtiger sind seriöse Daten und Fakten
Am 24. März waren gemäß Johns Hopkins University weltweit 396.249 Menschen mit dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 infiziert und 17.252 Menschen sind daran gestorben. Während die Erkrankungszahlen weiter steigen, wächst auch das Wissen um das Pathogen. Der renommierte Kinderarzt, Genetiker und Forensiker Dragan Primorac, Professor an der Penn State University und an der Xi'an Jiaotong University, College of Medicine and Forensics in China, hat den aktuellen Stand des Wissens zusammengefasst.
Gesundheitsstadt Berlin liegt das Papier vom 24. März vor. Hier die wichtigsten Auszüge:
Die Familie der Coronaviren
Die meisten Coronaviren zirkulieren im Tierreich. Warum einige davon auf den Menschen überspringen, weiß man noch nicht genau. Augenblicklich sind sechs Coronaviren bekannt, die Menschen krank machen können: SARS-CoV and MERS-CoV Viren lösen das akute schwere respiratorische Syndrom (SARS) aus, während die übrigen vier eher zu milden Infektionen in den oberen Atemwegen führen: HCoV-OC43, HCoV-229E, HCoV-NL63 and HCoV-HKU1.
Fledermaus oder Schlange?
Das aktuelle grassierende SARS-CoV-2 Virus scheint mehr Ähnlichkeit mit zwei Fledermaus-Coronaviren (bat-SL-CoVZC45 and bat-SL-CoVZXC21) zu haben, als mit SARS-CoV, das in den Jahren 2002/2003 die SARS Epidemie auslöste. Obwohl Fledermäuse, Schlangen und Krebstiere als mögliche Reservoire gelten, ist der Ursprung des Virus noch nicht verifiziert.
Neu für das Immunsystem
SARS-CoV ist erstmals 2019 in Wuhan, China, aufgetreten und somit neu für den Menschen. Folglich ist es dem Immunsystem unbekannt und der Organismus hat keine Antikörper, um das Virus zu neutralisieren. Rein Statistisch steckt eine infizierte Person zwei weitere an, und alle sechs Tage verdoppelt sich die Zahl der Infizierten. Werden keine Maßnahmen ergriffen, steigt die Infektionsrate exponentiell.
Wie wird das Virus übertragen
Der Hauptübertragungsweg ist die Tröpfcheninfektion beim direkten zwischenmenschlichen Kontakt. Solche Tröpfchen mit virushaltigem Sekret werden beim Sprechen, Husten und Niesen ausgeschieden. Daneben spielen auch Schmierinfektionen, also die indirekte Übertragung über Hände, eine Rolle, da das Virus auf Oberflächen mehrere Stunden überleben kann. Am ansteckendsten sind Infizierte in der zweiten Woche, da zu diesem Zeitpunkt die Viruslast am größten ist. Inzwischen weiß man, dass auch Menschen ohne Symptome die Infektionskrankheit übertragen können. Laut US Center for Disease Control and Prevention (CDC) verbreiten symptomatische Patienten die Krankheit jedoch schneller.
Gemäß einer Studie, publiziert im Journal „Annals of Internal Medicine“, zeigen 95 Prozent der Patienten fünf Tage nach der Infektion Symptome. Die durchschnittliche Inkubationszeit liegt zwischen 1 und 14 Tagen.
Symptome
Die häufigsten Symptome sind: Fieber, trockener Husten, Müdigkeit, Gliederschmerzen und Atembeschwerden. Weniger häufig sind Übelkeit und Durchfall, Kopfschmerzen, Husten mit (blutigem) Auswurf und Brustschmerzen.
80 Prozent der Patienten zeigen nur milde bis moderate Symptome und erholen sich schnell von COVID-19. Die Sterblichkeit variiert zwischen 1 Prozent in Südkorea und 7,9 Prozent in Italien – im weltweiten Durchschnitt liegt sie bei 3 bis 4 Prozent. Bei den 70 bis 79-jährigen liegt die Sterblichkeit jedoch bei durchschnittlich 8 Prozent und bei den über 80-Jährigen bei 14,8 Prozent.
Vorerkrankungen
Vorerkrankungen spielen eine signifikante Rolle für die Schwere der Erkrankung – darunter Diabetes, Bluthochdruck, kardiovaskuläre Erkrankungen und Krebs, wie verschiedene Studien zeigen. Neben Lungenentzündungen (oft beidseitig) und Atembeschwerden wurde bei COVID-19 Patienten mitunter Schädigungen weiterer Organe wie Herz, Leber und Niere beobachtet sowie Störungen im zellulären Immunsystem. Bei einigen Patienten ist es in Folge einer Überreaktion des Immunsystems (Zytokinsturm) neben Lungenentzündung zu massiven Herzmuskelentzündungen gekommen. Darum sollte unbedingt auf kardiale Komplikationen geachtet werden.
Neue Medikamente und Impfung
Bis jetzt gibt es noch kein spezifisches Medikament oder eine Impfung gegen COVID-19. Aktuell sind jedoch über 100 Studien registriert, die unter anderem Medikamente wie Kortikosteroide, Virostatika wie Ribavirin, Lopinavir/Ritonavir, Chloroquine, Hydroxychloroquine, Interferon etc. untersuchen. Es bleibt, die Studienergebnisse abzuwarten.
Noch nie zuvor war die Welt so vereint, gemeinsam nach einem Impfstoff zu suchen. Das US National Institute of Allergy and Infectious Diseases hat angekündigt, dass in einem Jahr eine Impfung verfügbar sein wird.
Mit steigenden Temperaturen sinkt die Übertragungsgeschwindigkeit
Zur Eindämmung der Pandemie gehören Hygienemaßnahmen, Reisebeschränkungen, Kontaktreduzierung und vieles mehr. Chinese Forscher haben unterdessen herausgefunden, dass hohe Luftfeuchtigkeit und warme Temperaturen die Ausbreitung des Virus drastisch reduzieren. Daher ist zu erwarten, dass der Sommer die Pandemie in der nördlichen Hemisphäre spürbar abschwächen wird.
Vorsicht vor Infodemic
Abschließend warnt der Autor Professor Dragan Primorac vor einer zweiten Pandemie, der „Infodemic“. Damit sind Fake News rund um das Thema gemeint, die sich noch schneller um die Welt verbreiten als das Coronavirus selbst.
Foto: © Adobe Stock/dottedveti