Computerspiele sollen bei Amblyopie helfen

Bei der Amblyopie ist meist ein Auge schwächer entwickelt als das andere – Foto: ©luckybusiness - stock.adobe.com
Mehr als fünf Prozent der Kinder in Deutschland leiden unter Amblyopie, einer häufigen Form der Sehstörung, die auch als Schwachsichtigkeit bezeichnet wird. Bei der Amblyopie handelt es sich um die funktionale Sehschwäche eines Auges (seltener beider Augen), die nicht organisch bedingt ist, sondern auf einer unzureichenden Entwicklung des Sehsystems während der frühen Kindheit beruht. Wird die Störung zu spät erkannt, droht Betroffenen später eine schwere Sehbehinderung, die sie beruflich und gesellschaftlich beeinträchtigen kann. Im Rahmen eines EU-Projekts sollen nun neue Test- und Therapieansätze entwickelt und geprüft werden. Dabei sollen Computerspiele dazu beitragen, die Sehfähigkeit von Kindern zu verbessern.
Computerspiele stimulieren die Augen
Bei der Standard-Therapie gegen Amblyopie müssen die kleinen Patienten eine Brille gegen die Fehlsichtigkeit tragen. Anschließend wird bei der so genannten Okklusionsmethode das sehstarke Auge mit einem Augenpflaster abgedeckt, um die Sehstärke des schwachen Auges zu trainieren. Mithilfe neurowissenschaftlicher Untersuchungen ist es Forschungsgruppen des EU-Projekts gelungen, Computerspiele zu entwickeln, die das schwachsichtige Auge und auch die beidäugige Zusammenarbeit stimulieren. Diese Spiele werden nun in der Forschungseinheit „Sehstörungen des Kindesalters“ an der Klinik für Augenheilkunde des Universitätsklinikums Frankfurt am Main erstmalig in Deutschland erprobt.
„Dieser neue Therapieansatz verspricht nicht nur eine bessere Wirksamkeit. Auch die Therapietreue der Patienten könnte durch anregende Spiele deutlich verbessert werden“, erläutert Professor Thomas Kohnen, Präsident der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG). Anders als bei der Okklusions-Methode wird bei der Therapie am Bildschirm das schwächere Auge durch Erhöhung des Bildkontrastes stimuliert, während das starke Auge gleichzeitig mit einem reduzierten Bildkontrast konfrontiert wird.
Therapie der Amblyopie auch noch im Schulalter möglich
Lange galt das Einschulungsalter von sechs bis sieben Jahren als Grenze der Therapierbarkeit für Kinder mit Amblyopie. „Der Grund ist die Reifung des Sehsystems. Je ausgereifter die Gehirnteile sind, die Sehreize verarbeiten, desto geringer ist der Therapieerfolg“, erklärt Privatdozentin Dr. Maria Fronius, Leiterin der Forschungsgruppe. „Neurowissenschaftliche Erkenntnisse zeigen uns jedoch, dass eine erfolgreiche Amblyopie-Therapie auch im Schulalter noch möglich ist.“ Zwar nimmt die Plastizität des Sehsystems bis zum 16. Lebensjahr ab. „Doch die Erkenntnis, dass die Sehstörung auch in der späteren Kindheit behandelt werden kann, eröffnet neue Möglichkeiten", so Fronius.
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