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Colitis ulcerosa: Studie bestätigt Wirkung von Kombi-Präparaten mit Myrrhe

Donnerstag, 13. Februar 2020 – Autor:
Antientzündlich, krampflösend, hilfreich für die Regeneration der Darmbarriere: In einer internationalen Großstudie haben Wissenschaftler die Wirkung einer naturheilkundlichen Wirkstoffkombination überprüft und sehen deren positive Wirkung als erwiesen an. Bestandteile der Kombi-Präparate: Myrrhe, Kamille und Kaffeekohle.
Colitis ulcerosa - Endoskopaufnahme - vier Stadien

Colitis ulcerosa: Endoskopbilder mit der chronisch-entzündlichen Erkrankung des Dickdarms in vier Stadien. – Foto: ©crevis - stock.adobe.com

Bauchkrämpfe, blutiger Durchfall, ständiger schmerzhafter Harn- und Stuhldrang: Rund 170.000 Menschen sind in Deutschland von Colitis Ulcerosa betroffen. Bei der schweren, chronischen Erkrankung des Dickdarms bilden sich an dessen innerer Schleimhautschicht Geschwüre. Viele Patienten leiden ihr ganzes Leben lang daran, Herzrasen, Ängste und Depressionen können als Begleiterscheinungen hinzutreten. Männer und Frauen erkranken etwa gleich oft an Colitis ulcerosa - und zwar häufig als junge Erwachsene, im Alter zwischen 25 und 35 Jahren. Grundsätzlich aber kann jeder daran erkranken, auch Kleinkinder und ältere Menschen.

Myrrhe-Kombipräparat: Angeblich weniger Nebenwirkungen

Für die Behandlung von Colitis ulcerosa stehen zwar eine ganze Reihe von Medikamenten zur Verfügung. Nur: Vor allem bei längerer Anwendung kann deren Einnahme mit starken oder zumindest unangenehme Nebenwirkungen verbunden sein. Für Patienten gibt es jetzt gute Nachrichten aus der Wissenschaft: In einer Großstudie haben europäische Forscher die Wirkung pflanzlicher Mittel bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen bewertet und kommen zu dem Schluss: „Die Wirksamkeit eines Kombinationsarzneimittels mit Myrrhe, Kamille und Kaffeekohle zur Erhaltung der beschwerdefreien Phase bei Colitis ulcerosa ist belegt.“

„Wirkung vergleichbar mit Standardpräparat“

Für die wissenschaftliche Bewertung nutzten die internationale Forschergruppe und die Leitlinienärzte auch in Deutschland gewonnene Studiendaten für das Myrrhe-Mittel. So ergab eine Studie der Kliniken Essen-Mitte, das zu den führenden Einrichtungen für Naturheilkunde und integrative Medizin gehört, dass die Myrrhe-Arznei zur Erhaltung der beschwerdefreien Phase bei Colitis ulcerosa vergleichbar wirksam war wie die Therapie mit einem Standardpräparat.

Wichtiges Therapieziel: Die löchrige Darmbarriere stabilisieren

Untersuchungen an der Universitäten Leipzig und München bestätigten sowohl die antientzündliche als auch entkrampfende Wirkung bestätigt von Myrrhe-Präparaten. In Veröffentlichungen der Charité Berlin und der Kliniken Essen-Mitte bestätigten erstens eine Stärkung der Darmschleimhaut („Darmbarriere") und zweitens einen positiven Einfluss auf gesundheitsfördernde Stoffwechselprodukte im Darm („kurzkettige Fettsäuren"). Das ist deshalb von besonderem Interesse, weil die Wiederherstellung einer „löchrigen" Darmbarriere bei Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa als eines der Haupt-Therapieziele gilt.

„Wenn wir die Darmbarriere stabilisieren und Entzündungen mindern, dann verbessern sich oft auch Symptome wie Durchfall, Blähungen und Krämpfe", sagt Studienleiter Jost Langhorst. Darüber hinaus erfüllen auch die „kurzkettigen Fettsäuren" wesentliche Aufgaben im Darm: Sie sind beispielsweise für die für die Energieversorgung der Darmzellen sowie für die Produktion von Darmschleim sehr wichtig.

Myrrhe-Kombination: Jetzt Bestandteil der Behandlungsleitlinien

„Die vielen positiven Ergebnisse aus der Forschung haben dazu geführt, dass die drei Arzneipflanzen auch in die aktuelle deutsche Behandlungsleitlinie für Colitis ulcerosa  aufgenommen wurden", sagt Studienleiter Langhorst weiter. Als Gastroenterologe und Chefarzt Klinikum am Bruderwald, Bamberg, kennt er die Dreierkombination aus eigener ärztlicher Erfahrung.

Chronische Darmerkrankungen nehmen zu

Die Zahl der Patienten mit Chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) nimmt seit einigen Jahrzehnten zu. Schätzungen zufolge sind rund 400.000 Menschen in Deutschland von einer der beiden CEDs Colitis Ulcerosa und Morbus Crohn betroffen. Bei der Colitis ulcerosa ist das Krankheitsgebiet auf den Dickdarm und dort nur die Darmschleimhaut beschränkt. Beim Morbus Crohn hingegen kann der gesamte Verdauungstrakt – von der Mundhöhle bis zum After – betroffen sein.

Foto: AdobeStock/crevis

Hauptkategorie: Medizin
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