In den vergangenen Jahren sind mehrere orale Medikamente zur Behandlung von Multipler Sklerose (MS) auf den Markt gekommen. Auch für Cladribin gibt es einen Antrag auf Zulassung. Diesen hat der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) nun positiv für die Behandlung der hochaktiven schubförmigen MS positiv beurteilt, wie der Hersteller Merck mitgeteilt hat. Cladribin soll die Anzahl der weißen Blutkörper, der Lymphozyten, verringern, die bei der Entstehung und dem Verlauf von MS eine große Rolle spielen.
Cladribin kann Schubfrequenz reduzieren
Bereits im Jahr 2011 wurde für Cladribin ein Antrag auf Zulassung gestellt, der jedoch negativ beschieden wurde. Merck hatte daraufhin angekündigt, die damals noch laufenden Studien fortzuführen, um weitere Erkenntnisse zu erhalten. Nun hat das Unternehmen aufgrund der neuen Datenlage einen erneuten Zulassungsantrag gestellt, der am 22. Juni 2017 von der CHMP ein positives Votum erhalten hat. Damit ebnet das Gremium den Weg zur europaweiten Zulassung durch die Europäische Kommission.
Nach Einschätzung der CHMP ist Cladribin in der Lage, die Schubfrequenz bei MS zu reduzieren sowie die Behinderungs-Progression zu verlangsamen. Der Wirkstoff stört die Synthese der DNA bei der Zellteilung der Lymphozyten, so dass diese zugrunde gehen. Zu den bedeutendsten Nebenwirkungen des Medikaments zählen schwere und langanhaltende Lymphopenien sowie ein erhöhtes Risiko für Infektionen, wie zum Beispiel die Reaktivierung von Herpes Zoster.
Mehr orale Therapien bei MS
Wird Cladribin tatsächlich zugelassen, wäre es die vierte orale Therapie der MS in Deutschland. Weitere oral verfügbare Wirkstoffe sind Dimethylfumarat, Teriflunomid und Fingolimod. Andere MS-Therapien werden als Injektion gegeben und müssen von den Patienten meist mehrmals wöchentlich selbst gespritzt werden oder werden in größeren Abständen per Infusion beim Arzt verabreicht. Die Entscheidung der Europäischen Kommission über die Zulassung von Cladribin wird bis spätestens Ende des nächsten Quartals erwarten. In der Regel folgt die EMA den Empfehlungen des Beratergremiums.
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