Chronischer Stress kann zu plötzlichem Herztod führen
Dem aktuellen Deutschen Herzbericht zufolge sterben in Deutschland jährlich rund 200.000 Menschen an einem plötzlichen Herzstillstand. In nur etwas mehr als zehn Prozent der Fälle sind kardiale Risikopatienten betroffen, die nach einem Herzinfarkt bereits an einer Herzmuskelschwäche litten oder andere Herzerkrankung hatten. Häufiger sind die Ursachen für einen plötzlichen Herztod in chronischen psychischen Belastungen zu suchen. Daher ist es wichtig, die psychosozialen Aspekte kardiologischer Leiden stärker zu beachten. Das betonten jetzt Experten auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung (DGK) in Mannheim.
Häufig schon längere psychische Belastung vor einem Herzinfarkt
Auch wenn akute Stressmomente oft der Auslöser für einen plötzlichen Herztod sind, geht dem in vielen Fällen bereits eine längere Phase depressiver Gefühle voraus. Das teilt die DGK mit. So lassen sich bei vielen Fällen von plötzlichem Herztod im Nachhinein klassische Faktoren für eine psychische Belastung ausmachen, wie beispielsweise eine belastende Arbeitssituation, finanzielle Sorgen oder eine frustrierende Familiensituation. Akuter Ärger, Angst oder andere Aufregungen sind dann meist nur der Auslöser. „Der plötzliche Herztod ereilt die Betroffenen entgegen einer verbreiteten Vorstellung in der Regel nicht nach einer einmaligen Aufregung“, erklärt Professor Karl-Heinz Ladwig vom Helmholtz Zentrum München. „In den meisten Fällen geht diesem unvorhersehbaren und schrecklichen Ereignis eine längere Phase mit chronisch depressiver Stimmungslage voraus. Solche Menschen sind dann in einer akuten Stresssituation besonders gefährdet“, so der Experte.
Physiologisch betrachtetet sind die direkten Auslöser eines plötzlichen Herztodes meistens Herzrhythmusstörungen wie Kammerflimmern oder auch das sogenannte Broken Heart Syndrom, bei dem es zu einer krampfartigen Verengung der Herzkranzgefäße kommt. Dass die Ursachen dafür im emotionalen Bereich liegen können, wurde bereits in verschiedenen Studien nachgewiesen. „Auch wenn wir noch nicht alle Zusammenhänge im Detail verstehen, zeigt sich, dass es für den stressinduzierten Herztod zwei Komponenten braucht“, so Ladwig. „Neben der körperlichen Veranlagung spielt auch die Art, wie Menschen mit emotionalen Belastungen umgehen, eine wesentliche Rolle“. Anders ausgedrückt: Wer mit Stress besser umgehen kann, hat weniger Risiko, einen plötzlichen Herztod zu erleiden.
Schlechtere Blutwerte unter Stress
Erst kürzlich wurden die Zusammenhänge zwischen Stress und der Belastung des Herzens in einer Analyse amerikanischer Wissenschaftler nachgewiesen. Dafür untersuchten sie Patienten, die einen Herzinfarkt überlebt hatten, und verglichen dabei Betroffene, die kurz davor ein negatives emotionales Ereignis erlebt hatten, mit Patienten, bei denen der Infarkt rein physiologische Ursachen hatte. Bei einem Stresstest zeigte sich, dass die Stressgefährdeten auch körperlich ganz anders auf die Belastung reagierten: Bei ihnen stieg der Blutdruck und die Zahl blutverklumpender Leukozyten deutlich höher an. „Das zeigt, dass Stress ein eigenständiger Risikofaktor für Herzerkrankungen ist“, fasst Ladwig die Ergebnisse zusammen. „Diese Erkenntnis ist von elementarer Bedeutung und ein zentrales Thema der öffentlichen Gesundheit“.
Bei Herzerkrankungen sollte daher der psychosozialen Situation der Patienten dringend mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden, so die Experten der DGK. Bei Verdacht auf eine klinisch manifeste Depression sollten Kardiologen die Betroffenen an Spezialisten überweisen. In vielen Fällen könnten aber auch schon körperliche Bewegung, gezieltes Stressmanagement und Entspannungstechniken dazu beitragen, das Risiko für einen plötzlichen Herztod signifikant zu senken.
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