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Chronischer Juckreiz - eine neue Volkskrankheit?

Freitag, 3. August 2012 – Autor:
Chronischer Juckreiz ist in der Allgemeinbevölkerung weit verbreitet. Jeder fünfte ist offenbar einmal im Leben vom so genannten chronischen Pruritus betroffen.
Chronischer Juckreiz - jeder Fünfte betroffen

Chronischer Juckreiz - jeder Fünfte betroffen

In Deutschland leidet jeder fünfte einmal im Leben unter mindestens sechs Wochen anhaltendem Juckreiz. Zu diesem Ergebnis kommen Sozialmediziner der Universitätsklinik Heidelberg. "Chronischer Juckreiz ist in der Allgemeinbevölkerung weiter verbreitet als bislang angenommen wurde", erklärt Studienleiterin Professor Dr. Elke Weisshaar von der Abteilung für Klinische Sozialmedizin am Universitätsklinikum Heidelberg.

Die Ergebnisse aus Heidelberg, die in der dermatologischen Zeitschrift "Acta Dermato-Venerologica" (2011) veröffentlicht wurden, decken sich mit einer Studie der Universitätsklinik Münster von 2009. Eine Befragung von über 11.000 Patienten hatte ergeben, dass 17 Prozent unter störendem Juckreiz leiden.

Chronischer Juckreiz (chronischer Pruritus), der mindestens sechs Wochen andauert, ist das häufigste Symptom von Hautkrankheiten wie Neurodermitis oder Schuppenflechte, kommt aber auch bei Lebererkrankungen, Nierenerkrankungen oder verschiedenen neurologischen oder psychischen Erkrankungen vor. Weitere Auslöser können Medikamente sein, die gerade bei älteren Menschen eine grosse Rolle spielen. "In vielen Fällen liegen mehrere Ursachen oder Ko-Faktoren wie etwa trockene Haut vor", erklärt Prof. Weisshaar. Daher sei eine gründliche Abklärung und Durchuntersuchung sehr wichtig." Bei rund 30 Prozent der Patienten bleibe die Ursache jedoch ungeklärt.

Immigranten häufiger von chronischem Juckreiz betroffen

Zum Zeitpunkt der Heidelberger Erhebung litten 13 Prozent der insgesamt 2.540 Befragten seit mindestens sechs Wochen an Juckreiz, 16 Prozent waren in den vergangenen zwölf Monaten betroffen, jeder fünfte war schon mindestens einmal im Leben damit konfrontiert. Die Auswertung ergab, dass sich lediglich in Bezug auf die Herkunft Unterschiede im Erkrankungsrisiko ergaben: Teilnehmer mit ausländischen Wurzeln, in dieser Studie grösstenteils türkischer Herkunft, litten signifikant häufiger an chronischem Juckreiz als Deutschstämmige. "Hier müssen nun weitere Studien prüfen, ob diese Gruppe insgesamt anfälliger für diese Beschwerden oder anderen Risikofaktoren ausgesetzt ist", erklärt Professor Weisshaar. Das Risiko von Frauen, einmal im Leben chronischen Juckreiz zu entwickeln, war leicht erhöht.

Chronischer Juckreiz hält häufig jahrelang an

Bei der Hälfte der Teilnehmer, die zum Zeitpunkt der Befragung an chronischem Juckreiz litten, dauerten die Beschwerden bereits seit drei Jahren, bei einem Drittel sogar seit acht Jahren an. Insgesamt hatte nur die Hälft der der Betroffenen einen Arzt aufgesucht, die Behandlung hatte bei 48 Prozent zu einer leichten und bei 21 Prozent zu einer deutlichen Besserung des Juckreizes geführt.

Bis vor wenigen Jahren gab es keine eigenen Therapieansätze oder Versorgungseinheiten für das Krankheitsbild "chronischer Pruritus". Mittlerweile haben viele Kliniken, darunter die Universitätskliniken Heidelberg und Münster, interdisziplinäre Spezialsprechstunden für chronischen Juckreiz eingerichtet.

Foto: veslivio/ClipDealer

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